Bezahlbarer Wohnraum für Berufsanfänger ist in Hamburg Mangelware. Stiftung plant Unterkunft mit 500 Zimmern, vermutlich in Wilhelmsburg.

Hamburg. In Hamburg absolvieren zurzeit etwa 40.000 junge Menschen eine Ausbildung . Doch bezahlbarer Wohnraum für die Berufsanfänger, von denen etwa 6000 Neu-Hamburger jedes Jahr ihre Lehrstelle antreten, ist Mangelware. Das soll sich jetzt ändern. Die sich in der Gründung befindende Stiftung Azubiwerk plant in der Hansestadt ein Auszubildendenwohnheim mit rund 500 Plätzen.

"Wir haben Zusagen von namhaften Unternehmen und Institutionen, die sich insgesamt mit Zustiftungen im Millionenbereich an dem Auszubildendenwohnheim beteiligen werden", sagte Azubiwerk-Geschäftsführer Patrick Fronczek dem Abendblatt. Die Investition für das Bauvorhaben liegt bei bis zu 40 Millionen Euro.

Unterstützung kommt aus der Politik: Die SPD-Fraktion in der Bürgerschaft bringt am morgigen Donnerstag einen Antrag ein, darin wird der Senat aufgefordert, ein geeignetes Grundstück zur Verfügung zu stellen und dieses auf die Stiftung zu übertragen.

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Im Gespräch ist hinter den Kulissen bereits ein Grundstück An der Hafenbahn in Wilhelmsburg, auf dem sich ein Arbeiterwohnheim mit mehreren Gebäuden befindet. Eigentümer ist das städtische Wohnungsunternehmen Saga-GWG. Außerdem wird der Senat in dem Antrag aufgefordert, zu prüfen, "wie ein einmaliger städtischer Beitrag zur Finanzierung des Starts der Stiftung realisiert werden kann".

Als ein Förderer des Projekts gilt Bürgermeister Olaf Scholz (SPD): "Der Bau eines Wohnheims für Auszubildende ist ein dringendes Anliegen. Ich bin zuversichtlich, dass wir bald mit der Realisierung dieser Einrichtung beginnen können."

Der SPD-Wirtschaftsexperte Jan Balcke, der auch Ausbildungsleiter beim Flugzeugbauer Airbus ist, forderte: "Die Ideen und Pläne liegen auf dem Tisch. Jetzt ist es an der Zeit, dass Hamburg endlich ein Auszubildendenwohnheim bekommt." In München, Köln und Frankfurt seien entsprechende Angebote bereits etabliert.

Für Studierende stehen laut Balcke in Hamburg in 22 Studentenwohnheimen des Studierendenwerks 3700 Zimmer zur Verfügung. Dazu Balcke: "Das ist gut so, aber jetzt muss auch mal ein entsprechendes Angebot für die rund 40 000 Auszubildenden geschaffen werden. Hier besteht Nachholbedarf."

Die Initiatoren von Azubiwerk beschäftigen sich mit dieser Thematik bereits seit 2008. "Wir haben über die Jahre ein ausgereiftes Konzept erstellt. Jetzt können wir loslegen", sagt Geschäftsführer Fronczek. Die 500 Azubis sollen jeweils in zwölf Quadratmeter großen Einzelzimmern untergebracht werden, je fünf Bewohner eine Wohngruppe bilden, die über einen Gemeinschaftsraum mit Küche sowie zwei Badezimmer verfügt: "Wir wollen WG-Atmosphäre schaffen", sagt Fronczek. Wichtig ist den Initiatoren, dass es für die jungen Menschen "rund um die Uhr eine pädagogische Unterstützung bei Problemen gibt. Wir wollen die Azubis nicht einfach nur unterbringen, sondern ihnen ein richtiges Zuhause auf Zeit bieten", sagt Olaf Schwede, einer der Ideengeber für das Azubiwohnheim. Nun sollen die Planungen zügig vorangetrieben werden: "Wenn wir das passende Grundstück haben, dann können wir mit der Umsetzung beginnen. Unser Wunschtermin für die Eröffnung ist der Sommer 2013."

Doch das hängt natürlich auch von einem passenden Grundstück ab. Eine endgültige Entscheidung darüber, ob es die Fläche An der Hafenbahn wird, ist noch nicht gefallen "Wir haben bislang keine Pläne, die jetzige Nutzung zu ändern", sagte Saga-Sprecher Michael Ahrens.

Die Hamburger Wirtschaft steht ebenfalls schon in den Startlöchern. Das Projekt stößt beispielsweise auch bei der Drogeriemarktkette Budnikowsky auf Zuspruch: "Bezahlbarer Wohnraum und eine pädagogische Betreuung wären auch für unsere Auszubildenden eine wichtige Unterstützung. Deswegen unterstützen wir gerne das Projekt und freuen uns auf eine Realisierung", sagte Julia Wöhlke, Mitglied der Geschäftsleitung. Der Flugzeugbauer Airbus "begrüßt Initiativen, die attraktiven und bezahlbaren Wohnraum für die jungen Leute schaffen", sagte Personalgeschäftsführer Joachim Sauer. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 600 Auszubildende und duale Studenten. Die Handelskammer ist ebenfalls dabei: "Die Schaffung von mehr günstigem und attraktivem Wohnraum für Lehrlinge ist ein wichtiger Schritt, um die Attraktivität der Hansestadt als Ausbildungsstandort weiter zu steigern", sagte Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz. Deshalb werde die Handelskammer dieses Vorhaben in großem Umfang unterstützen.