Es ist Zeit für Lokalpatrioten, die zu Investitionen bereit sind

Der Reisekonzern TUI hat Hamburg gestern vor eine schwere Entscheidung gestellt. Durch die Andienung von 33,3 Prozent der Anteile von Hapag-Lloyd an das Konsortium Albert Ballin, das mit seinem Vorstoß den Verkauf an die Reederei NOL aus Singapur verhindert hatte, ist nun der Senat am Zug. Er muss sich darüber klar werden, was ihm die Traditionsreederei bedeutet. Dabei geht es um die Frage, ob man die Reederei-Beteiligung des Konsortiums, in dem die Stadt und die Holding des Spediteurs Klaus-Michael Kühne maßgebend sind, aufstocken soll oder nicht.

Die Partnerschaft mit dem Reisekonzern aus Hannover unnötig zu verlängern macht wenig Sinn. Auch schon vor dem gestrigen Beschluss des Aufsichtsrats der Niedersachsen war klar, dass die Schifffahrt in Hannover längst zum ungeliebten Kind geworden ist. Zwar sieht es auf den ersten Blick so aus, als ob die Mehrheit des Konsortiums, das 61,6 Prozent der Anteile hält, durch den Verkauf der TUI-Anteile nicht in Gefahr ist. Fehlt es aber an Geld und Willen, zuzukaufen, kann die TUI vom Herbst 2012 an die Mehrheit von Hapag-Lloyd anbieten. Ein neuer Großgesellschafter würde aber nicht zwangsläufig die Interessen des Konsortiums vertreten und könnte damit nicht nur für Unruhe in der Belegschaft, sondern auch im Hafen sorgen. Dort steht die Grand Alliance, zu der Hapag-Lloyd zählt, für 40 Prozent des Containerumschlags.

Als mögliche Variante bleibt für Hamburg und das nach dem berühmten Hapag-Lloyd-Generaldirektor benannte Konsortium deshalb nur, sich die freien Anteile von Hapag-Lloyd zu sichern. Das entspricht zwar nicht der reinen Lehre der Marktwirtschaft. Aber die wurde schon beim Einstieg der Stadt außer Acht gelassen. Um den Haushalt nicht zu strapazieren, liegt es auf der Hand, nach neuen Partnern Ausschau zu halten. Gesucht wären Investoren, die für ihre Beteiligungen zumindest dreistellige Millionenbeträge einbringen könnten. Am besten solche wie Klaus-Michael Kühne, der sein Handeln immer auch damit begründet hat, dass er Hamburg im Herzen trage.

Es ist wohl wieder Zeit für Lokalpatrioten.