Anwohner beschweren sich massiv über den Alkohol- und Drogenmissbrauch, sexuelle Belästigung sowie Müll und auch die Scherben auf der Straße.

Hamburg. Die Notunterkunft für Obdachlose an der Spaldingstraße sorgt für Ärger in der Nachbarschaft. Anwohner des angrenzenden Münzviertels beschweren sich über Alkohol- und Drogenmissbrauch, sexuelle Belästigung sowie Müll und Scherben auf der Straße.

Das leer stehende Bürogebäude war erst vor Kurzem für 250.000 Euro zu einer Unterkunft für bis zu 230 Obdachlose umgebaut worden. Im dahinter liegenden Münzviertel, das sich zwischen S- und Fernbahngleisen, Spaldingstraße und Hauptbahnhof verbirgt, wohnen Familien, die sich nun gestört fühlen: "Hauseingänge und Straßen sind voller Müll und Glasscherben", sagt Marcus Ben Fuchs, der mit Frau und zwei Töchtern im Haus nebenan wohnt. Seine Frau sei kürzlich nicht ins Haus gekommen, weil eine Obdachlose im Delirium auf der Treppe gesessen habe, seine 16-jährige Tochter sei mit übelsten sexuellen Anzüglichkeiten verbal belästigt worden.

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Die Situation im Viertel sei ohnehin "nicht ohne", sagt der Künstler: Neben den Obdachlosenanlaufstätten Herz As und Stadtmission gibt es mit dem Drob Inn und dem Projekt Nox zwei Einrichtungen für Drogensüchtige sowie eine Pension, in der Sinti und Roma leben. "Wer hier noch 200 Leute dazuholt, muss dann jedenfalls für Sauberkeit und Sicherheit sorgen", sagt Fuchs. Er fordert mehr Sicherheitspersonal und den täglichen Einsatz der Stadtreinigung, um das Problem in den Griff zu kriegen.

Das sieht der fürs Münzviertel zuständige Quartiersbeirat genauso. "Das Winternotprogramm ist gut und richtig, auch an der Spaldingstraße", betont Bernhard Stietz-Leipnitz, der für die Linke im Beirat sitzt. Doch die Berichte zahlreicher Anwohner sowie der vor Ort tätigen Einrichtungen und Gewerbetreibenden zeigten, dass hier dringend professionelles Konfliktmanagement erforderlich sei. "Das Winternotprogramm ist viel zu schnell installiert worden, ohne Rücksicht auf die Bewohner und die Infrastruktur des Viertels", sagt Fotograf Günter Westphal, der im Münzviertel arbeitet.

"Jetzt muss die Sozialbehörde handeln", sagt der CDU-Abgeordnete Bernd Ohde (CDU). Er fordert mit anderen Bezirkspolitikern ein operatives Konfliktmanagement im Stadtteil und eine stadtteilverträgliche Gestaltung des Winternotprogramms. Die Sozialbehörde verweist auf die Vorteile des Gebäudes. "Wir müssen hier keine Miete zahlen", sagt Nicole Serocka, Sprecherin der Sozialbehörde. "Zudem ist es eine qualitative Verbesserung im Vergleich zu den Erfrierungsschutzmaßnahmen im Bunker."