Der Runde Tisch im Bezirk Mitte sucht nach einer Lösung für Obdachlose auch am Hachmannplatz. Ein Trinkerraum als Lösung wird diskutiert.

St. Georg. Eigentlich hätte die Deutsche Bahn bereits seit einer Woche das Recht, Obdachlose von dem überdachten Vorplatz am Hauptbahnhof zu verweisen. Das hat der zuständige City-Ausschuss des Bezirks Mitte in der vergangenen Woche so beschlossen. Doch vor dem Hintergrund der Proteste, die der Obdachlosenzaun unter der Kersten-Miles-Brücke hervorgerufen hat, wird die sogenannte Sondernutzung erst am 1. November auf die Bahn übergehen. Und auch dann erst einmal testweise für drei Monate. Vorher soll, wie auch beim Zaun, ein runder Tisch die Lösung im Umgang mit den Obdachlosen bringen.

Ziel der Verhandlungen, an denen Mitte-Bezirksamtsleiter Markus Schreiber, Landes- und Bundespolizei, Gesundheits- und Sozialbehörde, die Bahn und Hochbahn sowie der Bezirkliche Ordnungsdienst teilnehmen, ist es, einen Trinkerraum zu finden. Die Hoffnung ist, einen Großteil der Obdachlosen so vom Hauptbahnhof wegzulocken. Als besonders störend werden dort vor allem Betrunkene empfunden. Solche Pläne verfolgt Schreiber schon länger und bekundete Interesse an einem Gebäude am Steintordamm. Doch dieses war bereits vermietet.

"Mit dem Trinkerraum geht es aber auch nicht allein", sagt Schreiber. So sollen Straßensozialarbeiter sich um die Obdachlosen kümmern. Erst wenn diese keinen Einfluss nehmen können, sollen Ordnungskräfte Platzverweise erteilen und auch durchsetzen dürfen. Das geht auf öffentlichen Flächen, zu denen der Vorplatz am Hachmannplatz zählt, nicht. Deshalb ist die Sondernutzung für die Deutsche Bahn angedacht. Schreiber geht davon aus, dass die Stadt das Geld für die Sozialarbeiter zur Verfügung stellen wird. Schließlich sei das Interesse groß, am Hauptbahnhof für ordentliche Zustände zu sorgen.

Kritik an dem runden Tisch kommt von Michael Osterburg, dem Fraktionschef der GAL in Mitte. "Es nehmen keine Trägerorganisationen teil, die sich um Obdachlose kümmern", moniert er. Nach seiner Ansicht gehe es nicht darum, eine Lösung im Umgang mit ihnen zu finden. "Es geht nur darum, wie man den Bahnhofsvorplatz am einfachsten privatisiert."