Typisch Mädchen - natürlich schwärmte auch Dorothee Beltmann in ihrer Kindheit für Pferde. Doch die heute 37-Jährige hatte eine ganz besondere Vorliebe. Im Alter von acht Jahren war sie das erste Mal dabei, als ein Fohlen zur Welt kam. Der Start ins Leben hat das Mädchen aus Albachten im Münsterland seitdem nicht mehr losgelassen. Nach einem Praktikum im Kreißsaal in den Schulferien war sie sich sicher, Hebamme werden zu wollen.

Aus ihrem Traum wurde Wirklichkeit. Dass diese auch hart sein kann, hat die Wahl-Hamburgerin in den letzten Jahren erfahren. Mit voraussichtlich 100 anderen freiberuflichen Kolleginnen plant Beltmann für die kommende Woche den ersten Hebammenstreik in Hamburg. Ihre Forderung: bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen.

Die Hebamme mit 15 Jahren Erfahrung macht seit drei Jahren nur noch Vor- und Nachsorge. Selbst im Kreißsaal tätig zu sein, als "Geburtshelferin", kann sich die Frau mit den braunen Locken angesichts der erhöhten Versicherungsprämien nicht mehr leisten. "Das vermisse ich sehr." 500 Babys hat sie in ihrem Berufsleben auf die Welt geholt. Im Moment der Geburt herrsche Ehrfurcht im Kreißsaal; das habe sie jedes Mal aufs Neue erfahren.

Ihr Stundenlohn von nur 7,50 Euro netto hält sie und ihren Freund Piers Anthony auch davon ab, sich ihren größten Wunsch zu erfüllen - selbst ein Kind zu bekommen.