Mieter müssen mit Nachzahlungen rechnen. Ursache: der lange Winter und teure Energie

Hamburg. Viele Mieter in Hamburg erhalten in diesen Tagen die Nebenkostenabrechnung für 2010 - und nicht selten die Aufforderung, eine Nachzahlung zu überweisen. Denn vor allem die Heizkosten für die gut 700 000 Mietwohnungen in der Stadt sind drastisch gestiegen. "Der lange Winter und höhere Energiekosten haben für eine Preissteigerung von 20 Prozent und mehr gesorgt", sagte Stefan Schmalfeldt vom Mieterverein zu Hamburg dem Abendblatt.

Ende 2009 hatten die durchschnittlichen Heizkosten einer Mietwohnung in der Hansestadt noch bei 97 Cent pro Monat und Quadratmeter Wohnfläche gelegen. Nun werden sie auf mindestens 1,17 Euro steigen. Eine 70-Quadratmeter-Wohnung zu heizen kostete demnach 2010 durchschnittlich etwa 980 Euro - eine Steigerung um fast 170 Euro gegenüber 2009. Mit den Heizkosten steigen zudem die gesamten Nebenkosten einer Mietwohnung. Sie hatten 2009 mit 3,13 Euro pro Monat und Quadratmeter erstmals die Drei-Euro-Marke durchbrochen.

Es sind aber nicht nur die Heizkosten, die den Preis des Wohnens in die Höhe schnellen lässt. Nach Angaben des Mietervereins werden steigende Kaltmieten bei Neuvermietungen sowie Mieterhöhungen nach einer energetischen Sanierung zum Problem für viele Mieter. "Die Nettomieten sind seit zehn Jahren um deutlich mehr als 40 Prozent gestiegen", sagte Schmalfeldt.

Eine Entscheidung des Europäischen Parlaments kann die Situation für Mieter noch einmal dramatisch verschärfen. Die EU will vorerst die öffentlichen Wohnungsunternehmen dazu verpflichten, jedes Jahr drei Prozent ihres Wohnungsbestands energetisch zu sanieren, also besser zu dämmen oder eine effizientere Heizanlage einzubauen. Die Kosten dafür können die Vermieter sich von den Mietern zurückholen. Die Eigentümer sind berechtigt, pro Jahr elf Prozent der Sanierungskosten auf die Miete aufzuschlagen.

Schmalfeldt warnt: "Es gibt eine große Diskrepanz zwischen der Ersparnis nach einer Sanierung und der dadurch verursachten Mietsteigerung." Nach einer Fassadendämmung und dem Einbau neuer Fenster könne die Monatsmiete um bis zu 150 Euro steigen, die Energie-Einsparung liege aber bei nur 20 bis 25 Euro. Auch der Wohnungsexperte der Hamburger SPD nennt das Konzept sozial unverträglich. "Die Belastung der Mieter ist zu hoch", sagte Andy Grote dem Abendblatt.