Senat will vier Millionen Euro mehr ausgeben als 2010. Mehr Fahrspuren auf Straßen

Hamburg. Der Senat will noch mehr Hamburger zum Umstieg aufs Fahrrad bewegen. In diesem Jahr sollen zehn Millionen Euro in Hamburgs Radwege investiert werden. Zusätzlich fließen laut Plan 3,5 Millionen Euro Betriebsmittel in die Unterhaltung der Radwege und in das Fahrradleihsystem StadtRad. Das teilte die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) mit. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 wurden insgesamt nur 9,5 Millionen Euro für die Radwege ausgegeben.

Ziel sei es, den Anteil der Radfahrer am Gesamtverkehr "deutlich zu steigern", sagte die Sprecherin der Wirtschaftsbehörde, Helma Krstanoski. "Damit können wir auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten." Voraussetzung seien aber "intakte und sichere Wege". Bisher machen Radfahrer zwölf Prozent aller Verkehrsteilnehmer aus.

Bei seiner Offensive setzt der Senat auf noch mehr Radfahrstreifen - also Spuren direkt auf der Straße. Diese sollen jetzt auch auf der Bebelallee nördlich der Deelböge bis zur Hindenburgstraße (Alsterdorf) entstehen. Außerdem werden hier zwei Kreuzungen auf der Strecke "fahrradgerecht" umgebaut. Im Bereich rund um den Eppendorfer Markt, Ludolfstraße, Heineckestraße/Kreuzung Kellinghusenstraße ist eine Radwege-Sanierung geplant.

Auch das Veloroutennetz wird noch in diesem Jahr weiter ausgebaut. Die 14 Routen verbinden das Hamburger Zentrum mit den Stadtteilen. In diesem Jahr werden Streckenabschnitte der Velorouten 2 (City-Eimsbüttel-Eidelstedt), 6 (City-Hohenfelde-Volksdorf), 8 (City-Billstedt-Bergedorf-Mümmelmannsberg) und 11 (City-Wilhelmsburg-Harburg) vorangetrieben. Insgesamt ist das Netz der Velorouten 280 Kilometer lang.

Hauptzielgruppe des Radwege-Programms sind laut Senat "Alltagsfahrer", die das Rad als Verkehrsmittel auf dem Weg zur Schule oder Hochschule, zum Arbeitsplatz und für tägliche Besorgungen nutzen. Deshalb soll die Fahrradinfrastruktur insbesondere in "regionalen Schwerpunkten" ausgebaut werden, wie zum Beispiel im inneren Stadtgebiet, rund um die Universität sowie in den innerstädtischen Bereichen von Bergedorf und Harburg. Dabei werden die Bezirke stärker als bisher in die Verantwortung genommen und in die Überlegungen mit einbezogen. Sie seien aufgefordert, mit "eigenen Ideen und Konzepten das Ziel zu unterstützen, den Fahrradverkehr zu stärken", heißt es in der Wirtschaftsbehörde.

Der Fahrradklub ADFC hält die Anstrengungen für ungenügend. "Hamburg muss noch viel tun, um Radfahren attraktiv, sicher und komfortabel zu machen", sagt der stellvertretende Hamburger ADFC-Vorsitzende Dirk Lau. Ein verkehrspolitisches Konzept, das dem Anspruch einer "Umwelthauptstadt" gerecht wird, sei beim SPD-Senat nicht zu erkennen. Die um vier Millionen Euro aufgestockte Investitionssumme sei nur ein "Tropfen auf den heißen Stein". Gemessen an dem, was "andere deutsche und europäische Großstädte wie Berlin, Kopenhagen und München in Sachen Radverkehr machen, ist Hamburgs Engagement für moderne Mobilität und innovative Verkehrs- und Stadtentwicklungspolitik enttäuschend schwach", so der Fahrradklub. Positiv bewertet der ADFC hingegen den Trend, vom Konzept der Radwege auf Fahrradstreifen zu wechseln. Wie gut sind Hamburgs Radwege wirklich? Das Abendblatt machte gestern den Test.