Münchens Olympiabewerbung hatte keine Chance

Kein deutsches Wintermärchen 2018, dafür Winterspiele an der Grenze Nordkoreas: Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat einmal mehr für die Erschließung neuer Märkte votiert. Das konnte nicht überraschen. In der Sportpolitik scheinen allein ökonomische Argumente noch zu zählen. Die mächtigsten Organisationen des Sports, der Fußball-Weltverband Fifa und das IOC, haben sich bei ihrer Vergabe internationaler Großereignisse in den vergangenen Jahren stets von materiellen Interessen leiten lassen.

Fußball-Weltmeisterschaften in Südafrika (2010), Brasilien (2014), Russland (2018) und Katar (2022), Olympische Spiele in Sotschi (2014/Winter), Rio de Janeiro (2016/Sommer) und jetzt Südkorea zeugen vom unbeirrten Willen, globale Wirkung zu entfalten, von der Dynamik der Entwicklung dieser Regionen zu profitieren. Das ist mit Risiko verbunden, aber im Sinne der Sponsoren, die jeweils zweistellige Millionen-Euro-Beträge für exklusive Werberechte mit den Weltfestspielen zahlen. Mit München auf einem gesättigten Markt fiele es schwer, selbst geringes Wachstum zu generieren. Da nützt dann das anerkannt beste und umweltfreundlichste Konzept wie die charmanteste Präsentation nichts.

Enttäuschend bleibt es dennoch, dass die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Welt, eine führende, gastfreundliche Sportnation dazu, das IOC nicht für Olympische Spiele in Deutschland begeistern kann. Nach Berchtesgaden (Winter 1992), Berlin (Sommer 2000) und Leipzig (2012) ist München bereits die vierte gescheiterte Bewerbung in den vergangenen 25 Jahren. Legt man das Abstimmungsergebnis zugrunde - 63 Stimmen für Pyeongchang, 25 für München - muss man von einer erneut deftigen Niederlage sprechen.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte zuletzt mehr Glück. Er bekam, was er wollte: die Männer-WM 2006, die Frauen-WM 2011. Dass die Methoden des DFB bei der Bewerbung für 2006 nicht immer bibelfest waren, wie der ehemalige Fifa-Mann Guido Tognoni betont, erklärt vielleicht, warum der deutsche olympische Sport keine Hand an die Ringe kriegt. Der DFB leistete letztlich professionelle Überzeugungsarbeit, mit der Deutschland AG im Gepäck - und Hartnäckigkeit. München hielt sich lange im Streit mit Bauern auf. Ob die Koreaner zu schlagen gewesen wären, ist zu bezweifeln. Sie haben ihr Ansehen und viel Geld in ihre dritte Bewerbung gesteckt. Pyeongchang hatte damit dem IOC ein Angebot gemacht, das es nicht (noch mal) ablehnen konnte.