Ein Kommentar von Peter Ulrich Meyer

Von Hamburg wird nicht der Untergang des Abendlandes ausgehen. Jedenfalls nicht, weil Schulsenator Dietrich Wersich (CDU) dem Schulfach Bildende Kunst angeblich an den Kragen will. Wahr ist, dass der CDU-Politiker der bildenden Kunst nicht mehr einen festen Mindestanteil an Unterrichtsstunden in der Grundschule zuweisen will - im Gegensatz zur Musik etwa. Falsch ist, dass die Kunst dadurch automatisch schulisch unter die Räder geraten muss.

Insofern war die Reaktion mancher Künstler auf den Wersich-Plan eine Spur zu schrill, aber Klappern gehört ja zum Handwerk. Die Grundsatzentscheidung - weniger Kunst im Unterricht - ist übrigens schon mit der Einführung der inzwischen gescheiterten Primarschule gefallen. Auch der Musikunterricht wurde abgespeckt, nur nicht so stark. Damals war allen zum Beispiel Englischunterricht von Klasse eins an wichtig.

Angesichts der Bedeutung der musisch-künstlerischen Erziehung gerade in den ersten Jahren ist eine Schwächung dieses gesamten Bereichs an Grundschulen kontraproduktiv. Und es gibt sogar eine pragmatische Lösung: Ein Teil des "Gestaltungsraums" - früher Verfügungsstunden -, mit denen die Schulen eigene Schwerpunkte setzen können, sollte den Künsten zugeschlagen werden. Eigene Schwerpunkte waren für Primarschulen durchaus sinnvoll, weil sie eben bis zur Klasse sechs laufen sollten. Eine Primarschule im Einzugsgebiet eines humanistischen Gymnasiums hätte zum Beispiel (alt-)sprachliche Akzente setzen können. Diese Notwendigkeit entfällt jetzt, weil der Wechsel schon nach Klasse vier erfolgt.