900 Gäste feierten mit beim fulminanten Jahresauftakt des Hamburger Abendblatts in den Messehallen. Zentrales Thema war Hamburg als Umwelthauptstadt 2011.

Hamburg. So grün wie am Freitag präsentieren sich die Messehallen selten. Wer dennoch in Halle A2 mitten im "Wald der Visionen" vor lauter Menschen die vielen Bäume nicht sehen konnte, muss sich nicht wundern: Wenn das Abendblatt zum Neujahrsempfang lädt, wird es traditionell voll. 900 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Sport, Wissenschaft und Kultur sowie zahlreiche Abendblatt-Leser kamen zum Empfang, der als wichtigste Kontaktbörse der Stadt zum Jahresbeginn gilt. "Ich finde gut, dass das Abendblatt das Thema Umwelthauptstadt 2011 und Nachhaltigkeit hier aufgreift. Das motiviert die Menschen in der Stadt", lobte Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU).

"Umwelthauptstadt zu sein ist eine große Auszeichnung und Chance für die Stadt, die ihre Innovationskraft und Attraktivität unterstreichen kann", betonte Abendblatt-Verlagsgeschäftsführer Frank Mahlberg, der alle Gäste zusammen mit Chefredakteur Claus Strunz persönlich begrüßte. Darunter waren neben der Hamburger Polit-Prominenz mit Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) und SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz (SPD) auch Vertreter aus der Bundespolitik und den benachbarten Bundesländern: Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) traf auf eine Reihe von Parteifreunden wie Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler, die Hamburger FDP-Spitzenkandidatin Katja Suding und Wolfgang Kubicki, den FDP-Fraktionschef in Schleswig-Holstein. Auch Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU), Grünen-Chef Cem Özdemir und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) gehörten zu den Gästen des Empfangs, der zum ersten Mal in voller Länge live bei abendblatt.de übertragen wurde.

Grüne Strahler tauchten die Messehalle in ein warmes Licht, auf eine überdimensionale Videowand wurden Zeitungsseiten und Waldfotos projiziert. Bei den Speisen ging es regional zu - mit Selleriesuppe, Currywurst, Grünkohl mit Kartoffelbrei, Frikadellen mit Kartoffelsalat und rote Grütze.

Chefredakteur Claus Strunz erinnerte in seiner Rede an das Schicksal von Artur G., der in der Neujahrsnacht zusammengeschlagen worden war, nachdem er einem älteren Fahrgast beigestanden hatte. "Meine Vision ist, dass in Hamburg niemand mehr in der Bahn verletzt wird, weil endlich wieder genug Schaffner eingestellt werden. Das Argument, dafür sei kein Geld da, lasse ich nicht gelten", sagte Strunz. Eine zweite Vision betraf das Thema Integration. Die allermeisten Fachkräfte, die hier gebraucht würden, seien schon im Land, sagte der Chefredakteur. "Wir müssen uns um diese jungen Menschen kümmern." Er erinnerte an die junge Ghanaerin Kate Amayo, die trotz Spitzenabitur abgeschoben werden sollte. "Sie sehen, wir haben in Sachen Liberalität noch viel zu lernen." "Na hoffentlich", sagte Kate Amayo leise im Publikum. Viele Gäste wollten sich mit der jungen Frau, die nun Chemie in Halle studiert, fotografieren lassen. Auch Olaf Scholz, der sein Engagement für ein faireres Bleiberecht betonte. Amayos Reaktion war skeptisch: "Politiker reden ständig über Integration. Aber ich habe erlebt, dass es ohne öffentliche Aufmerksamkeit oft sehr schwer ist."

Die jüngsten Gäste des Empfangs waren Linus Nürnberger und Penelope De Michaelis. Die beiden Achtjährigen aus Rahlstedt hatten gemeinsam mit anderen Kindern in Videoeinspielungen Begriffe wie Bürgermeister und Rathaus umschrieben und für viel Heiterkeit im Saal gesorgt. "Ich würde Lena Meyer-Landrut zu mir einladen, wenn ich Bürgermeisterin wäre", sagte Penelope. Beide Kinder wünschten sich außerdem, "dass alle Leute ein Zuhause haben". Das hätten sie dem Bürgermeister gern noch direkt mitgeteilt, doch der mischte sich nach dem Wahlgipfel rasch unter die Gäste.

Ahlhaus hatte viel Applaus eingeheimst, als er Claus Strunz mittendrin sein viel gescholtenes Streifen-Polo-Shirt überreichte, damit es für den Verein "Kinder helfen Kindern" versteigert werden kann. Margit Kreß vom Abendblatt-Leserbeirat sagte: "Ich war angenehm überrascht: Herr Ahlhaus hat mehr Witz, als ich dachte."

Sowohl für Alhaus wie auch für Scholz gab es viel Anerkennung unter den Gästen: "Beide sind interessiert an der Stadt", lobte der Kaffeeunternehmer Albert Darboven. "Schwarz-Rot oder Rot-Schwarz wäre meine Wunschvorstellung für den 20. Februar."

Texte: Ulrich Gaßdorf, Nina Holley, Elisabeth Jessen, Camilla John, Caroline Rudelt, Vanessa Seifert

Fotos: Martin Brinckmann, Bertold Fabricius, Marcelo Hernandez, Jürgen Joost, Reto Klar, Roland Magunia, Patrick Piel, Michael Rauhe, Ingo Röhrbein