Walter Scheuerl gilt als Schnelldenker, der immer wieder aneckt

Hamburg. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Walter Scheuerl, 49, inzwischen eine feste Größe in der Hamburger Politik ist, seit gestern liegt er vor: Geschickt hat der Mann, der per Volksentscheid das Aus für die Primarschule erzwang und damit den Anfang vom Ende der schwarz-grünen Koalition, sich in den vergangenen Monaten in Stellung gebracht. Gerade für das bürgerliche Lager wurde er zu einer Art Lichtgestalt. Folgerichtig musste er sich nach Avancen aus CDU und FDP nur noch entscheiden. Das hat er mit dem Schritt, als Parteiloser auf der CDU-Liste zu kandidieren, jetzt getan. Nicht ohne dabei selbstbewusst - manche würden es auch arrogant nennen - sich und seine Mitstreiter der Volksinitiative "Wir wollen lernen" der CDU als Chance anzupreisen, für die bevorstehenden Wahlen "das Ruder noch rumzureißen".

Doch das ist für den gewieften Rechtsanwalt aus Blankenese - Fachgebiet Medienrecht und Krisenmanagement - nur ein Nebeneffekt. Er sucht die politische Bühne. Und wenn das im Moment nicht mit einer eigenen Partei geht, dann mit denen, die den sichersten Eintritt ins Rathaus verheißen: dem einstigen Zweit-Lieblingsfeind CDU. Das sei die beste Lösung, die schulpolitischen Vorstellungen, für die man gekämpft habe, weiterzutreiben, sagt er.

Der Mann ist Profi. Zweieinhalb Jahre lang hat der selbst ernannte Kämpfer fürs deutsche Gymnasium generalstabsmäßig die Kampagne gegen die Schulreform von GAL-Senatorin Christa Goetsch durchgezogen. Auch nach seinem Sieg vergeht kaum ein Tag, an dem nicht eine seiner Info-Mails im weit verzweigten Elternnetz aufpoppt. Dabei ist Scheuerl meist außerordentlich gut informiert und oft kompromisslos. An dem Mann scheiden sich die Geister. Er hat mindestens so viele Freunde wie Feinde.

Wie sich das mit einem möglichen Mandat in der Bürgerschaft verträgt, muss sich zeigen. In der Vergangenheit ist der Vater von zwei Teenagern und wortgewandte Schnelldenker durchaus auch über das Ziel hinausgeschossen. Etwa als er behauptete, die Schulreform habe eine "Tradition in der NS-Pädagogik des Erziehungswissenschaftlers Peter Petersen". Nach einer Entschuldigung war das Thema schnell durch. Auch die Kritik, dass er den Textildiscounter KiK wegen des Vorwurfs ausbeuterischer Arbeitsverhältnisse vertrat, prallte an ihm ab. Künftig allerdings ist der Mann mit der runden Hornbrille und dem Beinamen "Politikerschreck" selbst einer.