Äpfel, Äpfel, Äpfel - und das schon in fünfter Generation

Herbert Benecke kann nicht aufhören. Hinter seinem Apfelstand am Immenhof auf der Uhlenhorst fühlt er sich wohl, hier wird er gebraucht. Mit Schwielen an den Händen greift er in die Apfelkisten, packt die Früchte für die Kunden in Tüten. Seit 45 Jahren schon. Herbert Benecke ist 75 Jahre alt und hat auf der anderen Elbseite einen Bauernhof, wo er mit seinem Sohn Maik Johannisbeeren, Birnen, Pflaumen, Kirschen anbaut und vor allem: Äpfel, Äpfel, Äpfel. Bis zu 32 Sorten, darunter der seltene Karmijn, eine Kreuzung aus Cox und Boskop. Bei Herbert Benecke klingt Apfel typisch norddeutsch, englisch fast, wie er "Äppel" sagt.

Viermal pro Woche fährt Bauer Benecke mit einem Lastwagen nach Hamburg. Den Betrieb im Alten Land hat Sohn Maik, 41, längst übernommen. Er macht das in fünfter Generation. Das hört sich ganz schön lange an. "Für einen Altländer Betrieb ist das gar nicht viel", sagt Maik Benecke. "Andere Apfelhändler haben es neben den Beneckes schwer, sich zu behaupten", sagt einer der Marktmeister im Bezirk Nord. Die Kunden stehen hier regelmäßig Schlange, und Vater Herbert ist oft der älteste Händler auf dem Markt.

Der Mann mit der Mütze und sein Klönschnack am Kastenwagen

Sie fallen auf. Der Mann mit der schwarzen Hamburg-Mütze und sein silbergrauer Citroën HY, Baujahr 1980. Der kleine Kastenwagen dient Uwe Quentmeier als Verkaufsstand für Käse, Wein, Olivenöl, Cappuccino und mehr. "Man kann mit dem Auto ein schönes Showgeschäft machen", sagt der 55-Jährige. Freitags auf dem Isemarkt und sonnabends am Goldbekufer. Er verstehe sich als Außendienstler seiner Frau, die in der Erikastraße in ihrem Geschäft über 250 Käsesorten anbietet. Dass Quentmeier an diesem Morgen gemütlich an seinem Auto steht und Cappuccino trinkt, lässt vermuten, dass er sich eine schöne Zeit auf dem Wochenmarkt macht und mit den Kunden klönt. "Das hier ist der Entspannungsfaktor." Er liebt die Marktkultur, "sie bringt Lebensfreude". Aber eben auch Arbeit: An Markttagen steht er um 5 Uhr auf. An den übrigen Tagen verdient er sein Geld in einer Motorsport-Agentur: Quentmeier veranstaltet Autorennen wie das Stadtpark-Revival mit Oldtimern. Neben dem Citroën besitzt Quentmeier auch einen alten Jaguar. Mit dem Markt, sagt Quentmeier, sei es ein bisschen wie mit den Oldtimern: "Man entdeckt die Langsamkeit."

Eier, Kartoffeln und im Winter ab in die Karibik

Fast ganzjährig verkaufen Ernst und Ingrid Wiegels sonnabends Eier und Heidekartoffeln aus eigener Ernte auf dem Großneumarkt, in der Woche an der Langen Reihe in St. Georg. Sie sind Markthändler seit 1979. Ganz bodenständig. Aber wenn es in Nordeuropa so richtig kalt wird, lassen sie das Leben als Markthändler einfach hinter sich. Die Wiegels haben in der Neustadt deshalb schon ihren Ruf weg.

"Ach, die fahren doch immer nach Hawaii", heißt es. Das stimmt so nicht. Die beiden Rentner - er ist 76, seine Frau 69 Jahre alt - fliegen in die Dominikanische Republik. 20-mal waren sie schon in der Karibik. Zwei Wochen bleiben sie dort stets. "Mehr verträgt meine Mentalität nicht. Dann habe ich keinen Bock mehr", sagt Ernst Wiegels. Sie waren auch schon in Sri Lanka. "Wir mögen Abenteuerurlaub", sagt der gelernte Landwirt. Und wenn es nach Kanada geht, dauert der Urlaub statt zwei auch schon mal drei Wochen.

In Novia Scotia an der Ostküste treffen sie dann ihre Urlaubsbekanntschaften aus der "DomRep" wieder, die eine Wurstfabrik besitzen. "Da machen wir uns nützlich und packen mit an", sagt Ernst Wiegels.

Der Kräuterhexe aus dem Alten Land kommt Zimt nicht in die Tüte

Niemand dekoriert Kräuter so liebevoll wie Ina Sommer-Rathjens. Bis zu 600 verschiedene Produkte stellt die 55-Jährige in ihren Weidenkörben und Holzregalen auf dem Isemarkt und dem Goldbekufer aus. Besonders auffällig sind die meterlangen dicken Zimtrohre. Kindergartenkindern erklärt die "Kräuterhexe" dann, dass es Zimt eben nicht fertig als Pulver gibt. Mit Kindern kennt sie sich aus. Schließlich hat sie drei Söhne. Die sind zwar längst erwachsen, aber waren ja auch mal Kinder. Der Kleine ist 24 Jahre und wohnt noch zu Hause. "Ich fürchte, den werde ich auch nicht los", sagt Frau Sommer-Rathjens und lacht. Die zwei leben im Alten Land zu zweit auf 250 Quadratmetern. Da kann man sich gut aus dem Weg gehen. Überhaupt: das Alte Land, ihre Heimat. "Da gehe ich nur mit den Füßen vorweg fort", sagt sie und meint damit: Ihr nächster und letzter Wohnort sei unter einer Buche in einem Friedwald. Die hat sie sich schon ausgesucht. Als die Blumenhändlerin von nebenan beim Gespräch über Grabstätten komisch guckt, sagt Ina Sommer-Rathjens nur: "Wenn ich eher hingehe, habe ich auch länger etwas davon." Markthändler und ihre Sprüche eben.