Bezirk Mitte strebt gemeinsame Lösung mit den Künstlern an. Wer bezahlt die Sanierung der historischen Gebäude?

Jubel brach aus, und es waren verdutzte "Das gibt's doch nicht!"-Kommentare zu hören, als rund 500 Demonstranten vor dem Elbphilharmonie-Starbucks-Kulturcafé an der Mönckebergstraße erfuhren, was abendblatt.de gut eine Stunde zuvor exklusiv gemeldet hatte: Die Stadt will den Gängeviertel-Vertrag offenbar vom holländischen Investor Hanzevast zurückkaufen.

Etliche Abgesandte der unterschiedlichsten Protest-Initiativen waren gekommen, um sich an dieser symbolträchtigen Adresse mit den Künstlern im historischen Neustadt-Quartier solidarisch zu zeigen. Diese Haltung demonstrierte der Vertreter der Roten Flora besonders deutlich: "Es gibt keinen Unterschied zwischen Gängeviertel und Flora. Elbphilharmonie versenken und HafenCity fluten!"

Kurz nach 18 Uhr kam die Meldung vom anstehenden Rückkauf, die Michael Osterburg, der Fraktionschef der GAL im Bezirk Mitte, bestätigte. Auch Bezirkschef Markus Schreiber sagte, dass er davon ausgeht, dass Hamburg das Gängeviertel zurückkauft. Der Preis, den Hamburg an die Holländer zahlen will, soll etwas über zwei Millionen Euro liegen.

Schreiber: "Aus meiner Sicht und der Sicht der Bezirksversammlung muss man mit den Künstlern eine einvernehmliche Lösung anstreben." Die neue Entwicklung müsse federführend bei Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) liegen.

Michael Osterburg forderte: "Wohnen, die Künstler und der Denkmalschutz müssen nun in Einklang gebracht werden."

Gängeviertel-Sprecherin Christine Ebeling sagte: "Wir begrüßen diesen ersten Schritt von Hamburg und wollen nun unser Nutzungskonzept verwirklichen. Der nächste Vertrag muss mit uns unterzeichnet werden."

Bei der Entwicklung ohne Hanzevast gibt es mehrere Varianten. Markus Schreiber bevorzugt die Lösung mit den städtischen Wohnungsbauunternehmen Saga. Auch möglich:

- Das Grundstück könnte im Treuhandverfahren von der Stadtentwicklungsgesellschaft Steg betreut werden.

- Ein Sponsor könnte die Sanierungskosten von 15 bis 20 Millionen Euro übernehmen.

- Diese Summe müssten die Künstler auch bei einem genossenschaftlichen Modell aufbringen.

- Als wahrscheinliche Lösung zeichnet sich jedoch ab, dass Hamburg einen anderen Investor ins Boot holt.

Doch jetzt müssen die Häuser winterfest gemacht werden. Schreiber: "Da ist die Saga in der Pflicht."

Abschluss der Demonstration war um 20 Uhr ein Laternenumzug Richtung Gängeviertel.