“Schwierige Bodenverhältnisse“ verzögern das neue Kreuzfahrt-Gebäude in Altona. Bisher legt dort kaum ein Schiff an.

Altona. Schneegrieseln machte die Sache zu einer eher kühlen Angelegenheit. Als quasi letzte Amtshandlung legte Ex-Finanzsenator Michael Freytag (CDU) am 15. März dieses Jahres mit Hand an bei der Grundsteinlegung des neuen Abfertigungsgebäudes am Kreuzfahrtterminal Altona. Trotz des schlechten Wetters war er noch gekommen, um beim Start eines seiner Lieblingsprojekte dabei zu sein. Noch im Sommer sollte der Bau fertig sein, hieß es. Und noch während der Bauphase sollten Kreuzfahrtschiffe dort weiter provisorisch abgefertigt werden. Schließlich werde das Gebäude so dringend gebraucht.

Doch aus dem Sommertermin wird nichts, wie jetzt die Wirtschaftsbehörde einräumt. Statt 2010 werde die kühne Konstruktion mit dem begehbaren Dach erst zur Kreuzfahrtsaison 2011 betriebsbereit sein. Also ein gutes Jahr später als ursprünglich geplant.

Verschiedene Gründe hätten zu der Verzögerung geführt: Da sei zum einen der harte Winter gewesen, sagt Behördensprecher Michael Ahrens: "Die ersten Bohrungen für die Pfahlgründungen konnten erst Mitte März erfolgen." Dann hätten auch "schwierige Bodenverhältnisse zu zeitlichen Verzögerungen" geführt.

Tatsächlich waren erste Hochbauarbeiten an dem Terminal erst Wochen nach der Grundsteinlegung zu sehen, als der Schnee längst vergessen und der Sommer die Stadt längst eingenommen hatte. Und zwischenzeitlich gab es sogar Medienberichte, wonach der Senat das insgesamt 30 Millionen teure Projekt aus Spargründen gar noch wieder auf den Prüfstand stellen könnte. Der Neubau werde wahrscheinlich verschoben, spekulierte die "Bild".

Inzwischen stehen allerdings erste Betonpfeiler und Wände. Doch Kreuzfahrtschiffe haben an der bereits seit 2009 fertigen Kaimauer nur äußerst selten angelegt. Bis Mai waren es gerade einmal drei Schiffe, während am Kreuzfahrtterminal in der HafenCity in dieser Zeit laut Hafenstatistik mehr als 40 festmachten. Und für das ganze restliche Jahr ist auch nur noch für Juli ein Schiff für Altona avisiert gewesen - während insgesamt in Hamburg mit rund 100 sogenannten Anläufen von Kreuzfahrtschiffen gerechnet wird, die eben fast immer in der HafenCity festmachen.

Wird am Ende das teure zweite Kreuzfahrtterminal doch nicht dringend benötigt, wie der bekennende Kreuzfahrtfan und Ex-Senator Freytag immer betont hatte, um das Projekt voranzutreiben?

Die Hamburger Wirtschaftsbehörde geht noch immer von einem hohen Bedarf aus, wie ihr Sprecher Ahrens sagt. Bisher hätten dort nur so wenige Schiffe festgemacht, weil die Bauarbeiten stören würden und die Abfertigung an einem Provisorium eben "erheblich" teurer sei als am beliebten Terminal in der HafenCity.

Die Bedeutung der Kreuzschifffahrt für Hamburg habe aber wegen der steigenden Passagierzahlen stark zugenommen. So zählte die Behörde im Jahr 2009 noch 130.000 Passagiere, in den nächsten Jahren würden bis zu 300.000 prognostiziert - was Umsätze in der Stadt von rund 92 Millionen Euro auslösen würde. Nach Fertigstellung des Altonaer Terminalgebäudes sei daher mit einer hohen "Abfertigungsfrequenz" zu rechnen. Daran glaubt auch Hansjörg Kunze, Sprecher der Aida-Reederei, deren Schiffe regelmäßig Hamburg anlaufen. "Wir brauchen das Terminal Altona dringend", sagt er.

Solche Aussichten einer renommierten Kreuzfahrt-Reederei dürfte die Tourismusindustrie in Hamburg freuen. Aber es gibt auch Stimmen, die den Kreuzfahrtboom in der Stadt mit Sorge betrachten: "Kreuzfahrtschiffe bringen nicht nur Freude, sondern Lärm, Dieselstaub und Ruß", sagten die SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Anne Krischok und Monika Schaal.

Sie forderten daher eine Landstrom-Versorgung für das Terminal, damit die Schiffe dort während ihrer Liegezeit die zur Energieerzeugung notwendigen Maschinen, Schwerölmotoren, abstellen können. Die Forderung ist allerdings nicht neu. Doch die Umsetzung verzögert sich offensichtlich noch mehr als der eigentliche Terminalbau. "Wir prüfen noch", heißt es bei der Umweltbehörde. Eine Antwort, die ebenfalls nicht neu ist. Der Wortlaut ist bereits seit zwei Jahren zu hören.