Ein Kommentar von Alexander Laux

Rein gar nichts schien die heile Welt um die deutsche Nationalmannschaft erschüttern zu können. Auf weichen Himmelswolken schwebte die DFB-Auswahl mit Leichtigkeit in Richtung vierter WM-Titel. Nun aber hat Philipp Lahm ausgerechnet vor dem Spiel, das über den Einzug ins Finale entscheidet, seinen Machtanspruch untermauert und angekündigt, auch nach dem Turnier das Kapitänsamt behalten zu wollen - und damit nicht nur für den ersten großen Aufreger beim DFB gesorgt, sondern auch seinen ersten großen Fehler als Vorsitzender des Teams begangen.

Überhaupt keine Frage: Die Hierarchie und Struktur dieser Mannschaft hat sich ohne Michael Ballack im Laufe der vergangenen sieben Wochen verändert. Und es ist nachvollziehbar, wenn Lahm die Ansicht vertritt, dass man nicht verändern soll, was gut funktioniert. Aber ein Spieler hat eben in keiner Weise über die Zusammenstellung einer Mannschaft zu entscheiden. Er hätte seine Meinung intern äußern sollen und dann auf das Urteil des Bundestrainers, wer auch immer das nach der WM sein wird, warten müssen. So aber hat Lahm eine öffentliche Diskussion über Ballack angezettelt und dessen Position weiter geschwächt. Das war nicht nur unkollegial, sondern auch grob fahrlässig. Sollte darunter die Konzentration auf das Spanien-Spiel auch nur ein Prozent leiden, hätte Lahm dies mitzuverantworten.