Mehr als eine Million Euro wurden in das Stadtteilzentrum investiert - fürs laufende Geschäft soll künftig kein Geld mehr da sein.

Hamburg. Sie ist Geschäftsführerin. Jedenfalls auf dem Papier. In der Realität lässt sich die Funktion von Heike Gronholz im Barmbek-Basch- Zentrum für Kirche, Kultur und Soziales wohl eher als "Eier legende Wollmilchsau" beschreiben. Denn wo immer im Community-Centrum an der Wohldorfer Straße irgendein Problem zu lösen, eine Idee umzusetzen oder ein Netzwerk zu knüpfen ist, ist die Kulturmanagerin zur Stelle. Seit der Eröffnung im Januar 2010 koordiniert sie die sieben Einrichtungen im neuen Stadtteilzentrum, das ein Vorzeigeprojekt für Hamburg sein soll. Ein öffentlicher Raum für Kommunikation und Begegnung, in dem Träger aus Kirche, Kultur und Soziales ein vielfältiges Programm anbieten.

Doch zum Jahresende soll für Heike Gronholz und ihr Team Schluss sein und das Zentrum sich selbst überlassen werden. Die Anschubfinanzierung aus dem Bundesprogramm "Soziale Stadt" ist 2011 ausgelaufen. Bis Ende des Jahres 2012 übernehmen die Behörde für Stadtentwicklung und die Sozialbehörde die laufenden Kosten. Wie es dann weitergeht, ist unklar.

+++ Das bedeutet "basch" +++

Heike Gronholz sowie Vertreter aus den im Haus untergebrachten Einrichtungen - dazu gehören die Kirchengemeinde Alt-Barmbek, das Kinder- und Familienzentrum KiFaZ, die Bücherhalle Dehnhaide, der Kulturpunkt, der AWO-Seniorentreff, die Erziehungsberatung des Bezirks Nord und die Mütterberatung - befürchten, dass der Betrieb nicht aufrechterhalten werden kann. "Wie kann es sein, dass die Stadt in ein solches Pilotprojekt bei der Entwicklung Hunderttausende von Euro steckt und die Finanzierung des laufenden Betriebes nicht mit bedacht wurde?", fragt sich Gronholz, die nicht nur für die Öffentlichkeitsarbeit, Fundraising und Steuerung der Aktivitäten im Haus zuständig ist, sondern darüber hinaus durch die Vermietung von Räumen an Drittpersonen einen beachtlichen Teil an Eigenmitteln erwirtschaften soll. Schließlich gilt es, laufende Kosten von mindestens 25.000 Euro pro Jahr zu finanzieren.

Bauherr des Gebäudes war die Kirchengemeinde Alt-Barmbek. Die hatte den größten Teil der Baukosten in Höhe von fünf Millionen Euro getragen. Die Behörde für Stadtentwicklung (BSU) unterstützte den Bau mit 450.000 Euro aus Mitteln der Integrierten Stadtteilentwicklung und stellte auch noch 140 000 Euro für die Anschubfinanzierung des Center-Managements bereit. Die Sozialbehörde beteiligte sich mit 250 000 Euro, die Kulturbehörde mit 100 000 Euro. Finanzhilfe leisteten auch Stiftungen und die Evangelische Darlehensgenossenschaft. Im Konzept des Stadtteilzentrums, das im Juni 2008 vom Bezirksamt Nord in Auftrag gegeben worden war, wird ausdrücklich auf die Notwendigkeit eines Managements hingewiesen, das sich um gemeinsame Aktivitäten, Öffentlichkeitsarbeit und Finanzakquise kümmert. Wie die Koordinatorenstelle nach Auslaufen der zweijährigen Anschubfinanzierung getragen werden könne, müsse zu einem späteren Zeitpunkt geklärt werden, heißt es in dem Konzept. Denkbar sei eine Eigenfinanzierung durch Fundraising oder sonstige Einnahmen.

Die Realität aber sieht anders aus. "Es ist doch illusorisch, den Posten einer Geschäftsführung über Fundraising zu finanzieren", sagt Heike Gronholz. In einem solchen Fall müsse ressortübergreifend gedacht werden. Die Behörde für Stadtentwicklung (BSU), die das Projekt federführend entwickelt und gefördert hat, registriert mit Wohlwollen steigende Besucherzahlen und die gute Resonanz vor Ort. "Der Erfolg der Einrichtung steht außer Frage", sagt BSU-Sprecher Frank Krippner. Alle beteiligten Stellen seien in hohem Maße interessiert, die Einrichtung dauerhaft zu sichern. Die künftige Finanzierung solle bis Jahresende geklärt sein.

Die Entscheidung der Behörde dürfte für ähnliche Projekte in Hamburg richtungsweisend sein. Denn das Basch genießt stadtweit Vorbildfunktion. So eröffnen in Anlehnung an das Pilotprojekt in diesem Monat das Bildungs- und Gemeinschaftszentrum Neugraben im Bezirk Harburg sowie das Community-Center Hohenhorst im Bezirk Wandsbek, 2013 sollen Einrichtungen in Mitte und Altona folgen. In jedes dieser Projekte werden aus öffentlicher Hand Hunderttausende Euro gesteckt.

Heike Gronholz freut sich darüber. Sie sorgt sich aber auch. "Ich hatte zu Beginn auch viel Rückenwind. Und jetzt habe ich oft das Gefühl, gegen Windmühlen zu arbeiten."