25 Prozent mehr Angriffe auf Behördenmitarbeiter registriert. Allein 750 Fälle in Jobcentern. Heute werden mehr Taten als früher angezeigt.

Hamburg. Die Zahl der Gewalttaten gegen öffentlich Bedienstete ist 2011 auf 1582 gestiegen. Das sind 316 Taten mehr als 2010 - eine Zunahme um fast 25 Prozent. Diese Zahlen gehen aus Senatsantworten auf Anfragen der Bürgerschaftsabgeordneten Arno Münster (SPD) und Viviane Spethmann (CDU) hervor. Sie hatten unabhängig voneinander gefragt. Die Zahl der registrierten Übergriffe auf Staatsdiener war schon 2010 um elf Prozent gestiegen.

Münster hatte die Hamburger Zahlen vor dem Hintergrund der tödlichen Schüsse im Amtsgericht Dachau, bei denen ein Angeklagter den Staatsanwalt umgebracht hatte, erfragt. "Wir können anhand der Erkenntnisse prüfen, wo gegebenenfalls nachgesteuert werden muss, um die Behördenmitarbeiter besser zu schützen", sagte Münster. Tatsächlich ist die Zunahme der Gewalttaten gegen Staatsdiener ausgerechnet in Amtsgerichten am höchsten. Dort hat sich die Zahl im Vergleich zum Vorjahr auf 32 Taten mehr als verzehnfacht.

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Allerdings blieb es fast immer bei Beleidigungen und verbalen Drohungen. Körperliche Gewalt wurde nicht registriert. Dass die Steigerung dennoch so hoch ist, liegt daran, dass die Behördenleitungen der Stadt ihre Mitarbeiter schon seit Jahren für dieses Thema sensibilisieren. Das legt die Vermutung nahe, dass es in den Amtsstuben nicht unbedingt brutaler zugeht als früher, sondern dass heute mehr Taten als früher angezeigt werden.

Auffällig ist die Zunahme der Taten an Schulen. Dort stieg die Gesamtzahl um 129 Prozent auf 179. Dabei wurde laut Statistik 96-mal Gewalt ausgeübt. Fünfmal wurden Lehrer verletzt, drei von ihnen so schwer, dass sie vorübergehend dienstunfähig waren. Auch das Phänomen der zunehmenden Gewalt gegen Rettungssanitäter und Feuerwehrleute hält an. Die Zahl dieser Taten stieg im vergangenen Jahr von 39 auf 45 (plus 15 Prozent). 28 Retter wurden körperlich angegriffen. Sechs Beamte waren anschließend krankgeschrieben. Zahlen über Gewalt gegen Polizisten liegen noch nicht vor. Sie werden voraussichtlich im März vorgestellt.

Besonders häufig kommt es auch in den Jobcentern zu Konfliktsituationen. Dort wurden 750 Fälle (plus 22 Prozent) erfasst, davon 19 mit Gewaltanwendung. In 50 aller 1582 Fälle nutzten die Täter für ihren Angriff normale Gebrauchsgegenstände - auch Eier - als Waffen, in acht Fällen Messer, Schlagstock oder Pfefferspray. 1257-mal blieb es bei Bedrohung und Beleidigung. Insgesamt 266-mal wurde körperliche Gewalt gegen Menschen ausgeübt.