Wer die Sierichstraße in Winterhude mit dem Fahrrad besichtigt, findet dort jetzt 13 Bügel vor, an denen er sein Rad anschließen kann.

Hamburg. Wer die Sierichstraße in Winterhude mit dem Fahrrad besichtigt, findet dort jetzt 13 großzügig verteilte Bügel vor, an denen er sein Rad anschließen kann. Das soll für Fahrradfahrer ein Service sein, für die Anwohner ist es jedoch ein reines Ärgernis. Denn vorher gab es dort sechs Parkplätze - und die sind knapp in der Gegend. "Das ist eine Verschwendung von Steuergeldern. Wir haben schon kaum Raum zum Parken, da brauchen wir nicht mehr Stellplätze für Fahrräder, die eh nicht genutzt werden", sagt Friseurin Ursula Zimmermanns.

Tatsächlich ist die Parksituation in der Sierichstraße sehr angespannt, freie Plätze sind Mangelware. Die Fahrradbügel hingegen finden bisher wenig Beachtung und stehen weitestgehend leer. Vor allem Geschäftsbesitzer, deren Läden an den neuen Fahrradstellplatz grenzen, regen sich über den Wegfall der Parkplätze auf. Restaurantbesitzerin Sonja Vaneck ("Mangia e Bevi") sieht ihren Betrieb dadurch eingeschränkt. Viele ihrer Kunden reisen mit dem Auto an und finden nunmehr kaum noch einen Parkplatz. "Als Restaurantbesitzerin bin ich auf die Parkplätze angewiesen, was soll das?", fragt Vaneck.

Eine Antwort liefert Peter Hansen vom Bezirksamt Hamburg Nord: "Die Baumaßnahme gehört zu einem Programm zur Förderung des Radverkehrs. An dieser Stelle sind Fahrradbügel ein geeignetes Mittel, um Fahrradfahrer mit Abstellplätzen zu unterstützen. Im Frühling und im Sommer wird man dort viele Fahrräder vorfinden."

Ursula Zimmermanns sieht den Bedarf nicht: "Das einzige Fahrrad, das hier immer parkt, ist das meiner Angestellten. Die Anwohner werden die Bügel auf jeden Fall nicht nutzen, sie stellen ihre Fahrräder lieber gesichert in ihren Hinterhöfen ab."

Behördensprecher Hansen verweist auf weitere Gründe für die Errichtung der Fahrradbügel: "Die gefragte Fläche war vorher eine Nebenfläche, die nicht für das Abstellen von Autos vorgesehen war. Das Parken von Autos war dort nicht zulässig." Nach Angaben der Anwohner jedoch hat es für die dort parkenden Autos jedenfalls nie Strafzettel gegeben.

Die Fahrradbügel der Sierichstraße sind Teil des "1000-Bügel-Programms", mit dem die Stadt die Parkmöglichkeiten von Fahrrädern an bestimmten Brennpunkten verbessern will. Dafür wurden insgesamt 500 000 Euro zur Verfügung gestellt.

Gefallen lassen wollen sich die Anwohner der Sierichstraße diese Aktion nicht: An einigen der umliegenden Geschäften hängen Flugblätter, die zu einer Protestversammlung gegen den "Schildbürgerstreich" der Behörden am heutigen Sonnabend um 13 Uhr vor Ort aufzurufen. Nicht nur Geschäftsinhaber, sondern auch Anwohner wie Ilka-Maria Lenzner sind erbost: "Etwas sinnloseres gibt es nicht. So bringt man die Leute jedenfalls nicht auf die Fahrräder."