Plakate von Jusos und den Grünen wurden abgerissen und zertreten. Parteien sehen in den Linken die Schuldigen. Die streiten ab.

Hamburg. Noch bis Freitag wählen die Studierenden der Uni Hamburg ihr neues Parlament. Nun verschärft sich der Wahlkampf: Unbekannte hatten im Dezember 400 Plakate der Hochschulliste der Jusos abgerissen oder zusammengetreten. Für AStA-Chef Séverin Pabsch (Jusos) scheint der Fall klar: Denn er beschuldigt Kandidaten der Linken/SDS, viele seiner Plakate beschädigt zu haben. "Schockierend, dass das unsere Mitbewerber waren", sagt er. Schwarze Gestalten, die auf dem Campus Plakate zertreten oder abziehen, hat Ingo Balzereit beobachtet, Vorsitzender von Campus Grün. Auch seine Plakate wurden beschädigt. Martina Helmke, Kandidatin der Linken/SDS, weist die Vorwürfe der Jusos zurück. Die "infamen Unterstellungen", dass Mitglieder ihrer Liste Plakate abreißen, seien aus den "Fingern gesogen und haltlos".

Die Wahl zum Studierendenparlament ist heiß umkämpft: Die acht Referenten des AStA bestimmen über ein Budget von 700 000 Euro pro Jahr, Geld aus dem Haushalt der Uni Hamburg. Sie setzen sich in der Öffentlichkeit für die Interessen der Studierenden ein, organisieren Rechts-, Sozial- und Studienberatung, helfen bei BAföG und Steuern, organisieren und finanzieren Partys und Festivals. Viele Aktive können nur noch in Teilzeit studieren oder müssen sich ganz von ihrem Studium beurlauben lassen. 600 Euro bekommen sie im Monat - für zehn Stunden Arbeit am Tag, wie Séverin Pabsch schätzt.

Unfaire Methoden in der politischen Auseinandersetzung sind an der Uni Hamburg nicht neu: In den Büros des AStA zeugen noch Überwachungskameras davon. Sie müssen seit dreieinhalb Jahren hängen - die Versicherung verlangt das. Damals wurden Scheiben eingeworfen und Wände beschmiert, nachdem die Mehrheit im Studierendenparlament an die Jusos wechselte.

Auch heute, sagt Martina Helmke, gebe es große persönliche Feindschaften zwischen Kandidaten. Doch trotz der Spannungen zwischen den Kandidaten ist das Interesse der Studierenden insgesamt an ihrer eigenen Vertretung gering, besonders im Vergleich zu der Zeit der Studentenproteste in den 1960er-Jahren. Die Wahlbeteiligung an der Uni Hamburg liegt bei knapp über 20 Prozent, obwohl die Studierenden den ganzen Dezember über per Brief und - wie jetzt - in einer Januarwoche an der Urne wählen können. Und das ist eine vergleichsweise hohe Quote: 2009 lag die Wahlbeteiligung in ganz Deutschland bei acht Prozent.

Nach den Vorwürfen spricht Martina Helmke von einer "Schmutzkampagne", die die Jusos aus Angst vor Stimmenverlusten gestartet hätten. Bisher stellen die Jusos die stärkste Fraktion. Sie sind unter Druck, nachdem sie dem neu gewählten und bei Studenten umstrittenen Uni-Präsidenten Dieter Lenzen die Zusammenarbeit angeboten hatten.