Das “WissensMetropolForum“ wirbt für mehr Kooperation zwischen Stadt, Wirtschaft und Hochschulen.

Hamburg. Hamburg hat eine neue Lobby für die Wissenschaft. Das "WissensMetropolForum" wirbt für mehr Kooperation zwischen Stadt, Wirtschaft und Hochschulen und will mehr "Glamour" in die Wissensbranche bringen. Für 2012 ist ein Treffen aller Nobelpreisträger in der fertigen Elbphilharmonie geplant. "Wir wollen einen Wechsel der Weltanschauung", sagte Claus Grossner, Banker und Netzwerker.

Entsprechend provokativ geriet gestern das Gründungstreffen im Rathaus. Hamburger Symphoniker spielten spanische Tänze, ausgerechnet im Kaisersaal des Rathauses, der in traditioneller Kaufmanns-Manier einem Transportweg huldigt: Dem Nord-Ostsee-Kanal, eingeweiht von Kaiser Wilhelm II. Die Botschaft des neuen Forums lautete also: Wissen und Kultur müssen den gleichen Stellenwert erhalten wie Handel.

"Hatte ein Hamburger Kaufmann früher zwei Söhne, hat er den intelligenteren nach London zum Studium geschickt, den anderen nach Göttingen", sagte Rüdiger Kruse, CDU-Finanzexperte und seit Kurzem im Bundestag. "Wir wollen, dass beide Söhne in Hamburg bleiben können", sagte Kruse, der auch offizieller Gastgeber für das Forum im Rathaus war. Die Moderation übernahm jedoch Investmentbanker Grossner, der seit Jahren in seinem Haus an der Elbchaussee informelle Treffen mit Spitzenkräften aus Politik und Wissenschaft organisiert, zudem das Projekt "Einstein-Zentrum" vorantreibt, das Hamburgs kluge Köpfe bündeln soll. Weitere Forum-Gründer: Philip Graf Dönhoff und Professor Eckhard Mandelkow, preisgekrönter Chef des Max-Planck-Instituts für Molekularbiologie.

Auffällig: Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) war nicht eingeladen. Aus ihrer Behörde hieß es gestern, sie sei ohnehin auf einem Termin in Berlin. Angenehm wäre es für die Senatorin aber wohl nicht geworden. Viele der Gäste des Forums kritisierten ihre Ansage, erst im kommenden Frühjahr eine Entscheidung zur baulichen Zukunft der Hochschule treffen zu wollen. "Die Anträge zur Exzellenzinitiative müssen nächstes Jahr gestellt werden. Verpasste Chancen werfen uns bis zu 15 Jahre zurück", sagte Johann Lindenberg, Mitglied des Hochschulrats und Aufsichtsrat zahlreicher Firmen. Auch private Fördermittel sollen Hamburgs Wissenschaft stärken. "Erkenntnisse der Grundlagenforschung müssen vermarktet werden", sagte HAW-Präsident Michael Stawicki.

Nur Krisensitzung war das erste Treffen des Forums, das zur "säkularen Gemeinde" werden soll, jedoch nicht. "Hamburgs Wissenschaft tritt schon viel selbstbewusster auf", sagte Desy-Chef Helmut Dosch.

Video unter: www.elbe-studio.de