Der Bürgermeister wurde vom Königspaar empfangen und sprach mit Stockholms Bürgermeister über Umweltpolitik.

Stockholm. Ein Königspaar zu besuchen ist nicht umweltfreundlich, das verlangen die Gepflogenheiten. So waren es nur wenige Meter vom Hotel zum Stadtschloss der schwedischen Königsfamilie, doch Bürgermeister Ole von Beust (CDU) musste den Wagen nehmen. Staatstragend kroch der Mercedes den kopfsteingepflasterten Hügel zum Eingangstor hinauf, im Rückspiegel bunte Barockfassaden und das Hafenwasser der Altstadt.

Dabei hätte es besser gepasst, wäre der Bürgermeister einfach zu Fuß gekommen, sowohl zur Themenlage als auch zum Gesprächstil. "Ohne Protokoll und Getüdel" habe er über Stadtbahn, Atomstrom und Umweltschutz mit Königin Silvia und König Carl XVI. Gustaf von Schweden gesprochen. "Und über Gott und die Welt, in einem unprätentiösen Ton, wie eben normale Menschen miteinander sprechen, die am Leben teilnehmen", sagte von Beust. Immerhin: Der Senatschef wählte "Eure Majestät" als Anrede. "Aber nicht die dritte Person, das mache ich nicht."

Zu Beginn der zweitägigen Delegationsreise nach Stockholm überreichte von Beust gestern in der Wohnung von Prinzessin Sybilla eine Porzellandose mit Hamburg-Wappen und ein Buch über die Hanse aus dem Jahr 1927, für solche Dinge habe König Gustaf ein Faible. Und Königin Silvia sagte zur Porzellandose: "Super, da kann man gut Kekse hineintun."

Neben von Beusts Sympathie für das schwedische Königshaus dürfte er sich auch sonst politisch in der eigentlich sozialdemokratisch geprägten Stadt wohlfühlen: "Die Fragestellungen hier sind ähnlich, doch die Antworten sehr unterschiedlich", sagte er. So sei es in Gesprächen mit dem Regierungschef der Stadt, Per Unckel, auch um das Bildungssystem gegangen. Im Unterschied zu Hamburg herrscht in Schweden weitgehend Schulfrieden, die Kinder lernen neun Jahre gemeinsam, ehe eine leistungsbezogene Zulassung zum Gymnasium folgt. Allerdings spezialisieren sich die Schüler bereits früh, nach Neigung und Begabung. Zudem ist Stockholm im Jahr 2010 EU-Umwelthauptstadt, ehe Hamburg 2011 diese Rolle einnehmen wird. "Wir können viel voneinander lernen, auch was Fehler angeht", so von Beust. Seine Delegation habe sich auch über Planungsschritte für eine Mautgebühr in der Innenstadt erkundigt. Thema war auch die Erwärmung der Ostsee und das daraus resultierende Fischsterben. "Wir vertiefen in den kommenden Wochen die Zusammenarbeit", sagte von Beust.

Weniger rosig sind Hamburgs Beziehungen zum schwedischen Energiekonzern Vattenfall: Aufgrund strenger Bauauflagen für das Kohlekraftwerk Moorburg ist die Stadt im Rechtsstreit mit dem Anbieter. "Wir haben das angesprochen, was auf positive Resonanz gestoßen ist", sagte die mitgereiste Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL). Es sei dabei auch um "Imageprobleme" des Konzerns gegangen. Trotz wiederholter Reaktorpannen erwägt Schweden eine Revision des Atomausstiegs. Für heute ist ein Treffen mit Chef Lars Josefsson angesetzt - ohne Presse.

In der zweitätigen Delegationsreise geht es auch um Wirtschaft. Schweden ist wichtiger Handelspartner, 1071 Hamburger Firmen exportierten im Jahr 2008 Waren um Wert von rund 394 Millionen Euro in das skandinavische Land. Mitgereist sind deshalb auch die Spitzen der Handelskammer sowie mehrere Unternehmer.