Ein Lausejunge der 60er-Jahre gibt den Kids des neuen Jahrtausends ein paar Tipps - und lernt selbst so einiges dazu.

Heute ist Halloween - ein amerikanischer Brauch mit keltischen Ursprüngen, der sich längst auch in Deutschland immer weiter ausbreitet. Am Abend ziehen dann verkleidete Kinder von Tür zu Tür, erbetteln Süßigkeiten und spielen allen, die nichts geben, nach altem "Halloween-Recht" einen Streich. Dem gegenüber steht ein alter norddeutscher Brauch, der ganz ähnlich funktioniert: Das Rummelpott-Laufen von verkleideten Kindern, die am Silvesterabend auch von Tür zu Tür ziehen und Leckereien erbetteln, die vom Weihnachtsfest übrig geblieben sind. Abendblatt-Redakteur Matthias Rebaschus (55) machte als Kind jedes Jahr beim Rummelpott mit. Er sprach mit den Halloween-Fans Jascha (7) und Jannis (9).

Matthias Rebaschus:

Ihr feiert eine Halloween-Party. Was ist das?

Jannis:

Wir klingeln bei Nachbarn, und die fragen uns nach einem Spruch. Da kann man "Süßes oder Saures" fragen oder sich einen Spruch aus dem Internet aussuchen. Wir haben uns etwas selber ausgedacht.

Rebaschus:

Was?

Jascha:

Ritze, ratze Geisterfratze, gebt uns Süßes auf die Tatze!

Rebaschus:

Kennt ihr Rummelpott-Laufen?

Jascha:

Nein.

Jannis:

Ich schon.

Rebaschus:

Wir haben als Kinder früher mit dem Rummelpott am 31. Dezember das alte Jahr verscheucht. Ganz früher bastelten sich Kinder den Pott selber. Wir hatten Kochtöpfe. Verkleidet ihr euch denn?

Jannis:

Wir haben Kostüme; ich gehe als Skelett, mein Bruder als Geist.

Rebaschus:

Sachen zum Lärmmachen nehmt ihr bestimmt mit.

Jascha:

Wir haben nur den Spruch, aber nichts zum Lärmmachen. Wir singen auch nicht.

Rebaschus:

Das ist schade. Wir haben früher gesungen. Schön laut und immer besonders lange bei Nachbarn, die knauserig waren. Und wir haben auch Lärm gemacht, mit Töpfen, Trillerpfeifen, Trommeln und Stöcken. Wir waren schrecklich.

Jannis:

Das hilft?

Rebaschus:

Ja. Manche Rummelpott-Kinder schafften es, säckeweise Gaben zu erhalten, besonders die ganz kleinen Kinder, die sich immer nach vorn drängelten. Wir bekamen Süßigkeiten, Kekse, Mandarinen, Äpfel und Nüsse.

Jannis:

Iiih! Das ist ja gesund ...

Rebaschus:

Beim Rummelpott-Laufen gibt es traditionell alles, was beim Weihnachtsfest übrig blieb, auch die Leckereien, die am Weihnachtsbaum hingen. Ganz früher war das für die armen Kinder gedacht.

Jascha:

Habt ihr den armen Kindern denn was abgegeben?

Rebaschus:

So richtig arme Kinder gab es bei uns nicht. Wir haben uns aber den Magen verrenkt.

Jannis:

Wie?

Rebaschus:

Na, wir haben nicht alles in den Sack gesteckt, sondern schon beim Rummelpottlaufen alles durcheinander gegessen.

Jannis:

Was habt ihr denn am liebsten bekommen?

Rebaschus:

Ganze Tafeln Schokolade oder ganze Kekstüten oder auch leckere Kuchenstücke, die man gar nicht heil nach Hause kriegt. Geben euch die Nachbarn denn nur Süßigkeiten?

Jannis:

Manche geben Geld. So 10 Cent.

Rebaschus:

Das ist wenig. Früher gab es bis zu 50 Pfennig oder mal eine Mark.

Jannis:

Ja, Omis geben gern.

Rebaschus:

Wie viel hoffst du einzunehmen?

Jannis:

Fünf Euro.

Rebaschus:

Und wie viele Türen klappert ihr ab?

Jannis:

So um die 70.

Jascha:

Natürlich verkleidet.

Rebaschus:

Wir waren alle maskiert und meistens als Geister mit alten Bettlaken verkleidet. Viele Kinder hatten Masken gebastelt. Einfach eine mit einer Fratze bemalte Pappe mit Löchern für die Augen. Einige waren auch in Kostümen unterwegs, die ihre Mütter genäht hatten. Cowboys waren sehr beliebt.

Jannis:

Was habt ihr denn gesungen?

Rebaschus:

"Rummel, Rummel, Rogen", das war der Standard-Ruf.

Jannis:

Was heißt das?

Rebaschus:

Das ist eigentlich ein Reim: "Rummel, Rummel, Rogen. Gift mi 'n Apelkogen. Lasst mich nicht so lange stehen, denn ich muss noch weitergehen." Apelkogen ist Plattdeutsch und heißt Apfelkuchen.

Jascha:

Was habt ihr gemacht, wenn Leute nichts gegeben haben?

Rebaschus:

Wir haben lauter gesungen und Lärm gemacht. Und Ihr?

Jannis:

Mein Freund hat mal Eier mitgenommen, und ... ich verrat's lieber nicht.

Rebaschus:

Ich ahne es.

Jascha:

Eier an die Wand geworfen ...

Rebaschus:

Gebt ihr Leuten, die mit Eiern bestraft wurden, eine zweite Chance?

Jannis:

Eigentlich nicht. Welche Streiche habt ihr früher gespielt?

Rebaschus:

Einige ließen Scherben vor der Tür liegen. Oder wir haben Geizhals gerufen.

Jascha:

Was heißt Geizhals?

Rebaschus:

Das ist jemand, der nichts abgeben will und nur an sich denkt. Und wir haben Klingelstreiche gemacht.

Jannis:

Machen wir auch.

Rebaschus:

Wir nahmen Streichhölzer und steckten diese neben den eingedrückten Kopf, sodass es dauernd klingelte.

Jannis:

Wir machen das ohne Streichhölzer, wir klingeln nur, und dann rennen wir so schnell wir können weg. Dann stellen wir uns hinter ein Auto oder Bus, und gucken wer kommt. Die sehen dann ziemlich ärgerlich aus.

Rebaschus:

Was macht ihr noch?

Jannis:

Wir haben einen Geheimspielplatz. Auf dem Weg dahin rennen wir durch Gärten und über Zäune. Dann sind wir im Wald. Da lagern wir mit meinem Freund Felix.

Rebaschus:

Und was macht ihr noch für Unsinn?

Jannis:

Na, einiges.

Rebaschus:

Wir schicken mal deine Mutter raus. (Die Mutter geht)

Ein Portemonnaie am Band hinlegen und wegziehen, wenn Leute sich danach bücken - macht ihr das?

Jannis:

Das planen wir gerade.

Rebaschus:

Ihr zwei gefallt mir! Ich wünsche euch viel Spaß. Und vielleicht probiert ihr ja auch mal Rummelpott aus.

Jannis und Jascha:

Danke! Vielleicht machen wir das mal.