Bau der Linie kostet 25,6 Millionen Euro mehr als zuletzt geplant. Die Hochbahn: Schuld sind Probleme beim Schildvortrieb und die Stahlpreise.

Der Bau der neuen U-Bahn-Linie 4 dauert länger - und teurer wird er auch. Wie die Hamburger Hochbahn jetzt einräumte, rechnet sie nun mit Gesamtkosten von 323 Millionen Euro. Das wären 25,6 Millionen Euro (8,6 Prozent) mehr als zuletzt veranschlagt. Und: Es drohen weitere Mehrkosten, denn die Hochbahn will eine weitere "Risikovorsorge" in Höhe von 13 Millionen Euro.

Das ist keineswegs die erste Teuerung bei dem Großprojekt: Ursprünglich plante die Hochbahn auf dem Preisniveau von 2004/2005, dass der Bau der U-Bahn 255 Millionen kosten werde. Nach jetzigem Stand fallen Mehrkosten von 68 Millionen an. Bereits im März 2007 musste die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) Mehrkosten von 43 Millionen Euro verkünden. Allein die Kosten für die Schildvortriebsmaschine V.E.R.A. seien im Planungsprozess um 50 Prozent gestiegen, so Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum.

Auch der Zeitplan kann nun nicht mehr eingehalten werden. "Wir gehen derzeit nicht von Ende 2011 und auch nicht mehr vom Frühjahr 2012 als Eröffnungstermin, sondern von September 2012 aus", sagt Günter Elste, Vorstandsvorsitzender der Hamburger Hochbahn.

Als Grund für die Zeitverzögerung die allein bislang rund 8,8 Millionen Euro Mehrkosten verursacht hat, wird angegeben: V.E.R.A kommt nicht schnell genug voran und liegt im Zeitplan vier Monate zurück. Eigentlich sollte die erste der beiden jeweils 2,8 Kilometer langen Tunnelröhren bereits im Mai fertiggestellt sein. Doch die Tunnelbohrmaschine ist erst jetzt am Jungfernsteig angekommen und hat nach 15 Monaten den Rohbau der ersten Tunnelröhre vollendet.

Warum aber schaffte V.E.R.A nicht die geplanten zehn Meter pro Tag? Die wechselnden Bodenschichten im Hamburger Untergrund haben dem Schneidrad mehr Probleme bereitet als angenommen. "Oft mussten wir Werkzeuge austauschen, was für längere Stillstandphasen sorgt", sagt Gesamtprojektleiter Horst Hoffmann. Vor Baubeginn hatte die Hochbahn ein Bodengutachten in Auftrag gegeben - die jetzt aufgetretenen Schwierigkeiten kamen dennoch überraschend. Unter dem Hanseatic-Trade-Center-Gebäude am Sandtorkai lag ein Findling mit einem Durchmesser von einem Meter in 40 Meter Tiefe.

Schadenersatz, weil dieser Zwischenfall den Zeitplan des Großprojektes durcheinandergebracht hat, will die Hochbahn nicht fordern. "Denn eine genauere Untersuchung des Bodens besonders unter Gebäuden ist gar nicht umsetzbar", sagt Kreienbaum. Baugrundrisiken nennt er das. Aber nicht nur durch beschädigte Werkzeuge stiegen die Kosten. Für vier Fünftel der Mehrkosten seien zwar Baugrundrisiken verantwortlich, ein Fünftel der zusätzlichen Kosten sei aber auch dadurch verursacht, dass viele Aufträge teurer als erhofft waren.

Durch die im Jahr 2008 gestiegenen Stahlpreise hatte die Hochbahn bereits 1,6 Millionen Mehrkosten. Als die Preise für Stahl wieder sanken, hatte die Hochbahn im April noch eine Einsparung der Kosten in Aussicht gestellt. "Die Ausschreibungen waren aber leider teurer als gedacht", sagt Kreienbaum.

Die Hochbahn hat die zuständige BSU nun über die Mehrkosten von 25,6 Millionen Euro informiert. Für den Rest des Bauprojektes plädiert die Hochbahn zusätzlich für eine Risikoposition in Höhe von 13 Millionen Euro. Wer die Mehrkosten tragen soll? Die Stadt und der Bund. Dazu Enno Isermann, Sprecher der BSU: "Wir sind über die Kostensteigerung natürlich nicht erfreut und werden die Gründe dafür jetzt mit der Hochbahn genau analysieren." Isermann begrüßt zwar, dass die Hochbahn nun einen Risikozuschlag fordert, will über dessen Höhe allerdings mit der Hochbahn sprechen. Die BSU hofft, dass ein großer Teil der Mehrkosten vom Bund bezahlt werden. Bisher wurde der Bau der U 4 zu 60 Prozent aus Bundesmitteln finanziert.

Die SPD-Verkehrsexpertin Karin Timmermann kritisiert: "Uns hat man gesagt, dass die 298 Millionen Euro tatsächlich der Endpreis seien." Auch Joachim Bischoff, finanzpolitischer Sprecher der Linken, hat kein Verständnis: "Die Stadt befindet sich in einer äußerst schwierigen Finanzsituation, und Elste findet, 40 Millionen Euro Mehrkosten seien 'kein schlechtes Ergebnis.'" Der CDU-Verkehrsexperte Klaus-Peter Hesse sagt: "Die Mehrkosten sind eine ärgerliche Sache, aber nachvollziehbar."

Anfang Januar 2010 wird mit dem Bau der zweiten Röhre von der HafenCity in Richtung Jungfernstieg begonnen. Schon Anfang Dezember startet der Durchbruch zur parallel laufenden Linie U 2. Da Alsterwasser eindringen kann, soll die Fläche vereist werden. Mit Schwierigkeiten rechnen die U-Bahn-Planer übrigens - bisher - noch nicht.