Seit Jahren sind die beiden polizeibekannt. Berhan I. (16) hatte nur zehn Tage nach der Bluttat erneut eine schwere Schlägerei angezettelt.

Hamburg. Die Tat hat bundesweit für Erschütterung gesorgt: Zwei erst 16 und 17 Jahre alte Täter haben am 12. Juni einen 44 Jahre alten Mann in Harburg niedergeschlagen und auf ihn eingetreten - nur weil er ihnen die verlangten 20 Cent nicht geben wollte. Sie verletzten ihn dabei so schwer, dass er drei Wochen später im Krankenhaus starb. Seit Jahren sind die beiden der Polizei wegen Gewaltdelikten bekannt - und zumindest der 16 Jahre alte Berhan I. hat nur zehn Tage nach der Bluttat erneut eine schwere Schlägerei angezettelt. Das geht aus einer Senatsantwort auf eine Anfrage des SPD-Innenexperten Andreas Dressel hervor.

Demnach schlug er einem Jugendlichen am 22. Juni mit der Faust ins Gesicht. Die Staatsanwaltschaft hat ihn deshalb am 30. Juli angeklagt. Schon im März hatte es eine Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung gegeben, weil er einem weiteren Jugendlichen eine Flasche auf den Kopf geschlagen hatte. Zu einer Hauptverhandlung kam es allerdings nicht. Es kam zu einem sogenannten Täter-Opfer-Ausgleich. Dabei hatte sich Berhan I. bei dem Jugendlichen entschuldigt. Das hatte dieser akzeptiert. In derartigen Fällen sieht das Gericht von einem Verfahren ab. Dabei legte ihm ein Gericht nur wenige Monate zuvor ebenfalls wegen eines Körperverletzungsdelikts Arbeitsleistungen sowie einen sozialen Trainingskursus auf.

Zum ersten Mal ist Berhan I. der Polizei im Alter von 14 Jahren aufgefallen. Das Sorgerecht lag beim Jugendamt Mitte. Anfang dieses Jahres hatte das Familieninterventionsteam die sogenannte "Fallzuständigkeit" übernommen. Laut Senatsantwort wurde I. nicht als Intensivtäter bei der Polizei geführt. Als Faustregel gilt, dass mindestens zwei schwere Taten in einem Jahr begangen worden sein müssen.

Auch I.s Komplize Onur K. (17) war bereits im Juni dieses Jahres wegen einer Körperverletzung angeklagt worden. Er musste schließlich Arbeitsleistungen erbringen. Er ist das erste Mal im Alter von 13 Jahren polizeilich in Erscheinung getreten. Seit knapp einem Jahr ist ebenfalls das Familieninterventionsteam für ihn zuständig. K. ist immer wieder als Schulschwänzer aufgefallen. Laut Senatsantwort ist er nie an Beratungszentren für Schulen oder Gewaltprävention gemeldet worden. "Die beiden Fälle zeigen sehr deutlich, dass die Behörden schnell und konsequent eingreifen müssen, wenn sich Gewaltkarrieren abzeichnen", sagt SPD-Mann Dressel. "Man darf nicht abwarten, bis aus solchen Tätern Intensivtäter geworden sind."

Die Polizei hatte die Bluttat von Harburg erst nach langwierigen Ermittlungen gelöst (wir berichteten). Ermittler hatten Bilder aus einer Überwachungskamera ausgewertet und Zeugen befragt. Schließlich haben Fahnder die Verdächtigen Ende September festgenommen. Berhan I. und Onur K. sitzen seitdem im Untersuchungsgefängnis für Jugendliche auf Hahnöfersand.