Wie schon beim Sex-Skandal in der New Yorker Niederlassung muss sich die HSH Nordbank nun abermals mit angeblichen Verfehlungen in einer ihrer Auslandsfilialen beschäftigen. Diesmal geht es um den Verdacht des Betrugs.

Zwar wollte sich die Bank nicht zur Höhe des Schadens äußern. In Londoner Finanzkreisen hieß es aber, man gehe von mehreren Hunderttausend Euro aus.

Seit Juni 2009 habe man die Vorgänge "mit externer Unterstützung durch Anwälte" untersucht, teilte die HSH mit: "Es wurde geprüft, ob die Bank geschädigt wurde und ob und wie ehemalige Mitarbeiter der Niederlassung involviert waren." Die Ergebnisse dieser Untersuchung hätten nun Grund gegeben, die Polizei einzuschalten. Bereits in anderem Zusammenhang habe der Vorstandsvorsitzende Dirk Jens Nonnenmacher "unmissverständlich deutlich gemacht, dass ein Verdacht von Unregelmäßigkeiten jeglicher Art umgehende und rückhaltlose Aufklärung nach sich zieht."

Der frühere stellvertretende Leiter der Niederlassung, gegen den sich der Verdacht den Finanzkreisen zufolge richtet, ist schon seit knapp einem Jahr nicht mehr Mitarbeiter der HSH. Er gehöre zu einer Gruppe von ehemaligen Beschäftigten der Londoner Filiale, die der Bank bereits früher Schaden zugefügt hätten - und dies in erheblich größerem Umfang, verlautete in London. Im Jahr 2007 hätten sie in zwei Tranchen sogenannte Collateralized Debt Obligations (CDO) - heute als "toxische" Wertpapiere bekannt - im Volumen von rund 600 Millionen Euro eingekauft und sie anschließend nicht wie sonst üblich im Wertpapierportfolio, sondern als Kredite verbucht. Aus diesem Grund sei der Vorstand der Bank auf die in den Papieren enthaltenen Risiken nicht frühzeitig aufmerksam geworden. Erst im November 2008 habe man den wahren Charakter der Investments mit den Namen "Omega 52" und "Omega 55" erkannt und Abschreibungen von etwa 500 Millionen Euro vorgenommen, die im Jahresabschluss 2008 verbucht wurden und mit zu dem hohen Verlust der Bank von 2,7 Milliarden Euro beitrugen. Im Zusammenhang mit diesen Vorgängen habe sich die Landesbank von den verantwortlichen Londoner Mitarbeitern getrennt.

Unabhängig davon geht die Staatsanwaltschaft Hamburg wegen der Milliardenverluste dem Anfangsverdacht der Untreue gegen Verantwortliche der Bank nach.