Walter Scheuerl, Sprecher der Volksinitiative “Wir wollen lernen“, hat sich mit einem NS-Vergleich völlig vergaloppiert.

In einer offenen Email behauptete Scheuerl, die Primarschul-Pläne von Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) hätten "eine Tradition in der NS-Pädagogik des Erziehungswissenschaftlers Peter Petersen". Der Sprecher hatte einen Bericht der "taz" zum Anlass für seinen absurden Vergleich genommen. Jüngere Forschungen belegen, dass Petersen, nach dem in Hamburg eine Gesamtschule benannt ist, tief in den Nationalsozialismus verstrickt war. Allerdings war der Reformpädagoge auch für eine mindestens sechsjährige Grundschule, was Scheuerl zu seiner NS-Analogie verleitet hat.

Der Rechtsanwalt hat damit in den Augen vieler eine Grenze in der immer härter werdenden Debatte über die Primarschule überschritten. CDU-Bürgerschafts-Fraktionschef Frank Schira sprach von einem "höchst unanständigen Vergleich". Scheuerl solle das "Spiel mit dem Feuer" lassen. "Er hat allen Grund, sich zu schämen und auch sich zu entschuldigen", sagte Schira. Auch Bürgermeister Ole von Beust ist empört über Scheuerl: "Die Emails, die man da ständig bekommt, sollten eigentlich automatisch im Spam-Filter verschwinden."

Nicht zum ersten Mal zieht Scheuerl einen Vergleich mit dem Nationalsozialismus. Ende August warf er Goetsch vor, mit einem Gesetzentwurf die "Gleichschaltung" der Privatschulen vorzubereiten - ein Begriff der Nazi-Ideologie. Scheuerl brachte auch schon mal andere totalitäre Regime ins Spiel. Längeres gemeinsames Lernen wäre "wie die Kulturrevolution von Mao", sagte er einmal.

Es liege ihm fern, so sagte Scheuerl dem Abendblatt, Goetsch in einen NS-Zusammenhang zu bringen. "Es sollte nicht so ankommen", sagte der Anwalt. "Ich würde es so nicht wieder tun", setzte er hinzu.