Die gelernte Krankenschwester Irene Platz, geboren 1914 in Petersburg, wird den 1. September nie vergessen.

"Ich lebte zu dieser Zeit in Ottensen. Dort hatte ich ein kleines Zimmer bei einer Zimmerwirtin gemietet, mehr Platz brauchte ich damals nicht. Denn mein Mann fuhr auf einem Frachtschiff als Schiffsoffizier zur See, und ich hatte acht Wochen zuvor unseren Sohn Carsten zur Welt gebracht. Eigentlich war es ein ganz normaler Morgen, mein Baby schlief friedlich. Plötzlich kam meine Wirtin völlig aufgelöst ins Zimmer gelaufen. ,Seit acht Uhr schießen wir zurück?, sagte sie. Meine Wirtin hatte ein Radio und dort von dem Kriegsausbruch in den Nachrichten gehört. Schnell sind wir beide wieder zu dem Gerät gelaufen und haben die Ansagen verfolgt. Wir saßen beide weinend vor dem Radio. Ich hatte große Angst. Mir war klar, Krieg ist schrecklich. Ich hatte ja bereits den Ersten Weltkrieg als Kind miterlebt. Besonders die Folgen dieses Krieges waren mir im Gedächtnis geblieben. Und ich wollte doch, dass mein Sohn gesund und glücklich aufwachsen kann. So ging es an diesem Tag vielen Menschen. Mir ist niemand begegnet, der sich wohlmöglich über diese Entwicklung gefreut hätte. Ganz im Gegenteil, alle waren in Sorge. Keiner wusste, was nun als Nächstes passieren würde. Alle wussten aber: Ein Krieg ist fürchterlich."