Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) steht in der Kritik: Sie soll gegen die Uni-Selbstbestimmung verstoßen haben.

Hamburg. Noch sind die Details des Amtsendes der Universitätspräsidentin nicht geklärt, da gerät auch Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) in die Schusslinie der Kritik von Studierenden und Vertretern der Universität.

Der Deutsche Hochschulverband bezeichnet ihre Handlung, Präsidentin Monika Auweter-Kurtz öffentlich eine "Trennung in beidseitigem Einvernehmen" angeboten zu haben, als Verstoß gegen die Uni-Selbstbestimmung. "Entscheidungen über die Besetzung des Präsidiums werden durch den Akademischen Senat und den Hochschulrat getroffen", sagt Landesvorstand Professor Hartmut Schmidt. Die "Einmischung" der Wissenschaftsbehörde unterwandere festgelegte Abläufe. "Die Autonomie der Universität ist in Gefahr."

Die Studierenden-Vertretung AStA fordert den Rücktritt der Wissenschaftssenatorin, denn Missstände an der Universität seien mit dem Weggang der Präsidentin nicht gelöst. "Die Senatorin hat reichlich spät verstanden, dass die diskutierten Probleme primär dem Hamburger Hochschulgesetz entstammen", sagt die AStA-Vorsitzende Aleksandra Szymanski. In der Öffentlichkeit habe die Wissenschaftsbehörde die Uni-Präsidentin als Verantwortliche für die Krise dargestellt, um selbst keinen Schaden zu nehmen. Dabei sei die Senatorin die "Hauptverantwortliche" für den Abbau der Hochschuldemokratie. "Neben einer Neuerung des Hochschulgesetzes ist der Rücktritt der Senatorin unabdingbar", sagt Séverin Pabsch, ebenfalls AStA-Vorsitzender. Kern des von der Wissenschaftssenatorin getragenen Hochschulgesetzes ist ein Abbau der akademischen Mitbestimmungsgremien, von denen es zuvor mehrere Hundert an der Universität gab. Gundelach hatte bereits angekündigt, sie wolle das Hochschulgesetz "neu bewerten" und überarbeiten. Ihr Sprecher sagte dem Abendblatt: "Vielleicht ist das Gesetz an einigen Stellen über das Ziel hinausgeschossen. Damit werden wir uns beschäftigen." Das würde Professor Michael Friedrich begrüßen: "Unsere Hauptkritik richtet sich zwar gegen die Universitätspräsidentin, aber auch über das Hochschulgesetz muss dringend gesprochen werden", sagt der Mit-Initiator des Aufrufs zur Abwahl von Auweter-Kurtz. Die Senatorin stehe für ihn vorerst nicht in der Schusslinie. Unterdessen hat sich Gundelach gestern mit den Mitgliedern des Hochschulrats getroffen, die in dem von ihr öffentlich gemachten Angebot zur Vertragsauflösung mit Auweter-Kurtz eine "Verletzung der Vertraulichkeit" gesehen haben. "Wir haben in dem klärenden Gespräch unsere Sichtweisen erörtert. Die Sache ist damit für mich erledigt", sagt Hochschulrats-Vorsitzender Professor Albrecht Wagner.

Die hochschulpolitische Sprecherin der SPD, Dorothee Stapelfeldt, nahm auf Hamburg 1 bei "Schalthoff live" den Hochschulrat ins Visier: "Wenn es so weitergeht, dass der Hochschulrat den Präsidenten wählt, ein Hochschulrat, der vollkommen unerfahren ist, was die Universität angeht, dann ist das wirklich nicht gut. Es braucht umgehend eine andere, vielleicht auch eine andere gesetzliche Grundlage zur Findung einer neuen Spitze der Universität Hamburg."