Oehler möchte regelmäßig Wasserweg von der HafenCity nach Hammerbrook nutzen, doch dort ist das Anlegen offiziell nicht gestattet.

HafenCity. Das 40 Jahre alte Elbfischerboot hat zwar nur etwa acht PS, schneller als mit dem Auto ist Christian Oehler dennoch. Zum Einkaufen auf dem Hamburger Großmarkt in Hammerbrook nimmt der Inhaber des Fleetschlösschens an diesem Vormittag das Boot für den etwa einen Kilometer weiten Wasserweg vom Fleetschlösschen in der Speicherstadt zu seinem Obst- und Gemüsehändler auf dem Großmarkt. Und er ist wohl der einzige Kunde, der sich auf dem Wasserweg zum Einkaufen aufmacht.

Dabei hat der 40-Jährige noch nicht einmal einen Sportbootführerschein. Den braucht er auch nicht, weil sein Freund Dietmar Perschk, Kautschukhändler von nebenan am Brooktorkai, eine Fahrerlaubnis hat. Vom Fleetschlösschen aus steigen die beiden Männer die glitschigen Steintreppen hinunter in das kleine flache Boot "Aglaia", benannt nach einer von Oehlers Töchtern. Die Beschreibung Nussschale trifft es in diesem Fall tatsächlich ganz gut. Doch der Eindruck täuscht: "Die alten Elbfischerboote sind elbgängig. Egal, von wo die Wellen kommen, es liegt immer gut im Wasser", so Oehler. Untergegangen ist es bislang nur, wenn es sich an der Kaimauer verhakt. Dann kann man Christian Oehler dabei beobachten, wie er das hineingelaufene Wasser wieder rauskippt und das Boot mit Winden gerade aufrichtet. Das sei alles halb so schlimm, keine große Sache.

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Die Fahrt zum Großmarkt führt von der St. Annenbrücke aus über den Holländischen Brookfleet vorbei an den alten Speichergebäuden, am neuen Spiegelbüro, den Deichtorhallen vorbei bis zum Großmarkt. "Das ist wesentlich praktischer, als mit dem Auto zu fahren. Ich würde nur im Stau stehen, einen Parkplatz suchen. Mit dem Boot dauert es nur fünf Minuten", sagt Oehler. Und weil es gerade so schön ist in dem Boot und es irgendwie ja auch passt, stimmt er kurz "Seemanns Braut ist die See" an und zieht an seiner Zigarette. Der Außenbord-Motor knattert dazu.

Offiziell gestattet ist das Anlegen mit dem Boot nicht, zumal der geplante Radweg entlang des Großmarkts den Einkauf per Boot ganz unmöglich macht, weil die Strecke direkt an der Kaimauer entlangführt, an der Christian Oehler und Dietmar Perschk gerade mit ihrem Boot anlegen. Heute ist also eine Ausnahme. Dabei heißt es vonseiten des Großmarkts, dass Einkaufen mit dem Boot durchaus eine charmante Idee sei. Eine Idee, die Christian Oehler gern zur Regel machen würde. Er ist nicht der Einzige.

"Mit dem Boot zu kommen würde viel mehr Sinn machen als mit dem Auto, es geht schneller", sagt Michael Andreas von der Firma Marker, die in der 2000 Quadratmeter großen Halle unter anderem Obst, Gemüse, Kräuter oder französische Spezialitäten verkaufen. 2000 verschiedene Artikel gibt es hier. Christian Oehler nimmt drei, vier Kisten mit Eisbergsalat, Gurken, Tomaten und Kräutern mit. Und zurück geht es zum Fleetschlösschen. Salate, gebackene Kartoffeln - das essen seine Gäste hier am liebsten. Ein- bis zweimal in der Woche kauft Christian Oehler auf dem Großmarkt ein. Wahrscheinlich demnächst wieder per Pkw. Eine Öffnung des Wasserweges wird es wohl nicht geben. Zu aufwendig, heißt es.