Es wird aber dauern, bis ein Gesetz den Frauen helfen wird

Dass Geduld eine Tugend ist, ist eine Lebensweisheit; dass Geduld manchmal schwer aufrechtzuerhalten ist, dagegen eine Lebenserfahrung. Wer in Deutschland auf eine gesetzliche Frauenquote wartet, wird sich auf beides besinnen müssen. Denn trotz jahrelanger Diskussion und Streitereien selbst auf höchster politischer Ebene wird es die feste Quote so schnell nicht geben.

Dabei ist sie bitter nötig. In den 160 DAX-, MDAX-, SDAX- du TecDAX-Unternehmen in Deutschland sitzen gerade einmal acht Prozent Frauen in Aufsichtsräten und Vorständen - nur anderthalb Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Wenn das auf Basis der zahlreichen Selbstverpflichtungen der Wirtschaft in diesem Tempo so weitergeht, warten wir bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag, bis ein annähernd gerechtes Verhältnis geschaffen ist. Der Glaube daran, dass es die Firmen schon richten werden, wenn man sie einfach machen lässt, ist naiv. Wer heute einen guten Posten hat, wird ihn nicht so schnell hergeben, das Verteidigen der eigenen Pfründe ist ein urmenschliches Verhalten und macht nicht vor männerdominierten Chefetagen halt. Die Hamburger Bundesratsinitiative ist deshalb ein guter und richtiger Vorstoß, der erneut diese so wichtige Debatte anstößt. Eine Chance auf Umsetzung hat er allerdings kaum. Denn in der Länderkammer haben SPD und Grüne keine ausreichende Mehrheit. Die Frauenquote müsste durch Union und FDP auf den Weg gebracht werden, doch die zuständige Bundesfamilienministerin hat das Thema mit ihrem Amt verknüpft: "Solange ich Ministerin bin, wird es keine starre Quote geben." Das setzt die Hürden hoch.

Deutschland wird also auf eine gesetzliche Quote warten müssen - mindestens bis zur nächsten Bundestagswahl. Das ist schade. Denn dies sendet ein Signal an die hiesigen Frauen, dass der Aufstieg nach ganz oben weiterhin schwer bleibt - und zeigt talentierten Frauen im Ausland, dass sie hier zwar arbeiten, aber wohl kaum Karriere machen können. Ob diese sich dann auch in Geduld üben, darf bezweifelt werden. Sie sehen sich einfach bei Deutschlands viel schnelleren Nachbarn um.