Hamburgs SPD fordert ein generelles Alkoholverbot

Kein Alkohol mehr im Straßenverkehr - mit diesem Vorstoß fordert die Hamburger SPD nicht weniger als das Schlachten einer heiligen Kuh. Das ist mutig, denn die Gruppe der Bürger, denen das Bier nach Feierabend oder ein Glas Wein zum Essen ebenso heilig ist wie die Benutzung des eigenen Pkw, ist sehr groß - und ihr Protest ist den Sozialdemokraten jetzt schon sicher. Die Diskussion dürfte lebhaft werden, und das ist gut so.

Der Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Fahruntüchtigkeit ist erwiesen, darüber muss nicht mehr gestritten werden. Und natürlich wird der Straßenverkehr ein Stück sicherer, wenn alle Teilnehmer nüchtern sind. Das spricht eindeutig für eine Null-Promille-Grenze.

Doch bei "allen Teilnehmern" fängt es schon an: Müsste Alkohol dann nicht auch für Fahrradfahrer tabu sein? Und was ist mit Fußgängern? Wer mal an einem Abend am Wochenende mit dem Auto über die Reeperbahn fährt, sieht torkelnde Zweibeiner als echte Gefahr für Leib und Leben an. Und was ist daheim, etwa beim Grillen im Garten? Nach drei Bierchen ist die Wahrscheinlichkeit, den Nachbar in die Grillzange zu nehmen oder die Kinder mit glühenden Kohlen zu verletzen, auch deutlich erhöht. Und wie viel Nachwuchs wurde nicht schon unbeabsichtigt im Zustand der rauschhaften Unzurechnungsfähigkeit gezeugt? Brauchen wir eine Promille-Grenze im Bett?

Die Steigerung ins Absurde möge nur dazu dienen, auf die Notwendigkeit einer gesellschaftspolitischen Debatte hinzuweisen: Wie weit wollen wir unser Zusammenleben vor allem über Vorschriften und Verbote regeln? Und wie weit kann und darf man auf die Vernunft der Menschen setzen?

Ist es nicht so: Wer vernünftig ist, fährt schon jetzt nicht, wenn er trinkt. Und wer unbedingt fahren will oder muss, trinkt eben nicht oder höchstens sehr geringe Mengen. Das funktioniert ganz gut, auch wenn noch Luft nach oben ist. Aber diejenigen, die diese Vernunft nicht aufbringen und nach dem Motto verfahren: "Ich musste das Auto nehmen, ich konnte nicht mehr gehen", die erreicht man auch über keine noch so scharfe Vorschrift.