Seit Jahren setzt sich der Ottenser Traditionsverein für einen Kunstrasenplatz ein. Sportsenator Michael Neumann kam zum Ortstermin.

Hamburg. Am Ende konnte sich auch der an der Tür des Vereinsheims postierte Personenschützer ein leises Lächeln nicht verkneifen. Mit der Verve eines Wahlkämpfers versuchte Diddo Ramm, der Vorsitzende des FC Teutonia 05, gestern Nachmittag alles, um seinen prominenten Gast, Sportsenator Michael Neumann, von seinem großen Ziel zu überzeugen. Seit Jahren kämpft der Ottenser Traditionsverein für einen Kunstrasenplatz auf dem Vereinsgelände an der Kreuzkirche.

90 Minuten nahm sich der Senator gestern Zeit für den Rasenkampf in Ottensen. Mit Ramm schritt Neumann über den staubigen Grandplatz und ließ sich genau erklären, warum Teutonia jetzt einen Kunstrasen braucht. Im Minutentakt reihte Medienunternehmer Ramm Argument an Argument. Etwa die "fehlende Verlässlichkeit", da im Winter der Spiel- und Trainingsbetrieb mitunter über Wochen unterbrochen werden müsste: "Manchmal finanzieren unsere Jugendtrainer Stunden in privaten Soccer-Hallen, damit überhaupt noch trainiert werden kann." Ramm wies zudem auf die Belastung für die Anwohner hin: "Im Sommer staubt es bis in die Wohnzimmer." Beim Punkt Verletzungsgefahr durch den Ascheplatz für die 450 Jugendlichen im Verein war keine Überzeugungsarbeit notwendig. "Da kenne ich mich aus eigener Erfahrung gut aus", sagte Neumann: "Und mein Vater hat jetzt noch eine Narbe am Oberschenkel von einer Grätsche auf einem solchen Platz."

+++ FC Teutonia will Kunstrasen statt Grandplatz +++

Der Senator inspizierte auch das umgebaute Vereinsheim sowie die neuen Umkleiden - Investitionen, die Teutonia 05 weitgehend aus Eigenmitteln gestemmt hat. Ein etwa 400 000 Euro teurer Kunstrasenplatz übersteigt jedoch die Finanzkräfte des 550 Mitglieder zählenden Vereins bei Weitem. "Das geht nur weitgehend mit öffentlichen Geldern", sagt Ramm. Sein wichtigstes Argument: Teutonia gilt in der Metropolregion als der Vorzeigeklub in Sachen Multikulti, gewann 2009 sogar den Integrationspreis des Hamburger Fußballverbandes. "Wir kümmern uns intensiv um die Kinder, damit sie nicht irgendwo rumhängen", betonte Ramm. Zudem könnten auch die benachbarten Schulen wie das gegenüber liegende Gymnasium Altona den neuen Platz nutzen.

Neumann war nach dem Vortrag Ramms sichtlich beeindruckt, konnte indes keine verbindliche Zusage geben: "Wir überlassen jetzt den Bezirken die Entscheidung, wo Kunstrasenplätze gebaut werden. Das ist deutlich bürgernäher." Zudem sei Politik immer die Kunst, den Mangel zu verwalten - und viele Vereine würden sich bessere Bedingungen wünschen. Ramm ließ sich dadurch nicht weiter entmutigen , stattete den Senator noch mit einem Teutonia-T-Shirt aus ("Ziehen Sie es am besten im Senat mal über") und dankte dann: "Noch nie hat sich ein Politiker so viel Zeit für uns genommen." Dem Senator war es fast zu viel des Lobes: "Noch haben wir nichts erreicht. Feiern können Sie mich, wenn wir hier mal einen Kunstrasenplatz eröffnen werden." Der Rasenkampf in Ottensen geht weiter.