Das Steakrestaurant meatery im Side Hotel inszeniert Filetstücke als Luxusobjekt. Das hat natürlich seinen Preis. Aber: Noch Tage später läuft einem das Wasser im Mund zusammen bei dem Gedanken an das gelungene Essen.

Es ist zugegebenermaßen nicht besonders zeitgemäß, von riesigen Fleischbergen zu schwärmen, geht der Ernährungstrend doch eher in Richtung Seitanschnitzel. Sellerie-Spinat-Smoothies ersetzen ein vollwertiges Mittagessen, veganer Wurstersatz macht sich in den Regalen der Discounter breit, wer auf sich hält, schmiedet um diese Jahreszeit bereits Fastenpläne nach Buchinger. Im Grunde tut die meatery, das Steakhouse für Anspruchsvolle im Side Hotel, nicht mehr, als auf dieses neu erwachte Gesundheitsbewusstsein zu reagieren.

Das Fleisch wird als Luxusobjekt inszeniert

Denn Fleisch wird hier hemmungslos als Luxusobjekt inszeniert. Das europäische Weiderind, um das sich alles dreht, ist nicht einfach irgendein herkömmlicher Fleischlappen – es wird nach Handwerkstradition auf den Punkt gereift, im 180-Grad-Infrarot-Ofen gegart und mit ordentlich Tamtam serviert. Bei so viel Geschmacksbotschaft darf man sich über den Preis pro Steakgramm nicht wundern, der kräftig über dem Durchschnitt bekannter Restaurantketten liegt. Es ist also keine Selbstverständlichkeit, dass die meatery am frühen Sonnabendabend bis auf den letzten Tisch mit Großfamilien und internationalem Publikum belegt ist.

Im Kühlraum baumeln die Rinderhälften

Andererseits ist dies wirklich ein besonderer Ort: Spektakulär sind die Rinderhälften, die im Kühlraum baumeln und dem Gast schon zur Begrüßung verkünden, wohin die Geschmacksreise geht. Der aufmerksame Kellner schleppt gern verschiedene rohe Filetstücke durch den Saal, um sie am Tisch zu präsentieren. Ein Vater könnte auf sein Neugeborenes nicht stolzer sein als dieser Mann auf die zarte Marmorierung, die vollendete Fettverteilung des Fleisches. Und wie schmeckt es? Mit einem Wort: sensationell. Kräftig, butterzart und von leichter Karamellnote durchzogen. Das gilt für das Weidenrind-Filet (32 Euro für 180 Gramm) wie für das Rib-Eye-Steak (49 Euro für 600 Gramm). Die Beilagen in übersichtlicher Menge werden extra gereicht, in hübschen gusseisernen Förmchen: Sahniges Selleriepüree, knackig gedünsteter Fenchel, hauchdünne Kartoffelchips mit hohem Suchtpotenzial (je 4 Euro), im Preis inklusive sind Butter und Saucen. Vom köstlichen Sauerteigbrot mit dunkler Kruste mal abgesehen, das nach wenigen Minuten verführerisch duftend auf dem Tisch steht, ist das Drumherum von eher durchschnittlicher Qualität. Will sagen: Wegen Pommes und Salaten muss niemand in die meatery. Der Gedanke an den Steakgeschmack dagegen lässt einem noch Tage später das Wasser im Mund zusammenlaufen. Wenn auf dem Teller längst wieder der Tofu dampft.

Weitere Informationen: meatery Lunch Mo–Fr 12.00–18.00, Dinner Mo–So 18.00–23.00 , Drehbahn 49 (U Gänsemarkt), T. 30 99 95 95; www.hamburg.meatery.de