Ofenfrische Croissants und reichlich Prominenz - das Café Paris an der Rathausstraße 4 ist Bistro, Restaurant und Nachrichtenbörse in einem. Morgens, mittags und abends geht es hier zu wie in einer Bahnhofshalle - und das kommt an.

Wo könnte die Sommerwoche schöner beginnen als in Paris? In Hamburg naturellement! Im Café Paris - jenem Fleckchen Froonckreisch, das schon in wenigen Schritten zu erreichen ist. Jedenfalls vom Rathausmarkt aus.

Bretagne an der Elbe

Kein Wunder, dass an den eng gestellten Bistrotischen des Restaurants gern Bürgerschaftsabgeordnete in Ruhe einen Café au lait genießen. Wobei „in Ruhe“ für das Café Paris völlig neu definiert werden muss: Es ist voll und laut, die 80 Plätze belegt. Immer. Morgens, mittags, abends. „Wir wollten eine Brasserie. Und in einer Brasserie geht es nun einmal belebt und bewegt zu“, erklärt Thomas Pincon, der Mann aus der Bretagne, der mit Rainer Wendt das frankophile Savoir-vivre vor gut 13 Jahren an die Elbe importierte.

Das Konzept geht auf, wie auch an diesem Morgen zu besichtigen ist. Schon wenige Minuten nach Ladenöffnung geht es hier zu wie in einer Bahnhofshalle. Zugegeben: wie in einer sehr, sehr schönen Bahnhofshalle. Denn der hohe Saal in dem 1882 gebauten Haus ist eine ehemalige Schlachterei und ein gekachelter Jugendstil-Traum mit Ornamenten in der gewölbten Decke, die Hamburgs Handel preisen.

Klassiker und Bestseller

Am Nachbartisch preist eine junge Frau ihrer Mutter derweil das Großstadtleben in Hamburg und das petit dejeuner, das kleine Frühstück, im Café Paris an. Bis 12 Uhr wird es serviert, sonnabends und sonntags sogar bis 16 Uhr. Auf der Karte stehen unter anderem die englische, die italienische und die marrokanische Variante. Und an erster Stelle selbstverständlich der Klassiker und Bestseller, wie der Blick auf die Nachbartische zeigt: das französische Frühstück für 7,20 Euro (inklusive Heißgetränk).

Das bestelle ich auch - und muss dafür glücklicherweise nicht mal die Rudimente meines Schulfranzösisch auspacken (noch ein Vorteil zu einer tatsächlichen Reise ins Nachbarland!). Wenig später serviert mir die freundliche Bedienung das ofenfrische Croissant mit zweierlei roter Marmelade und das knusprige Baguette mit Obst. Allein die in Plastik portionierte Nuss-Nougatcreme ist wohl eher eine Hommage an den deutschen Pragmatismus als an die französische Ästhetik.

Verliebte Paare und junge Bohemians – wie in Paris

Apropos schön aussehen: Die herrlich gefüllte Etagere, auf der für das Liebespaar am Fenster das Frühstück für Zwei (29 Euro inklusive zweier Gläser Crémant) serviert wird, weckt ein bisschen Futterneid. Beim nächsten Mal. Denn: Je ne regrette rien - für mich war der Start in den Tag wunderbar. Auch weil hier das Leben spielt. Da sitzen die Freundinnen, die sich vor dem Jagdzug über die Mönckebergstraße stärken, neben den Schwaben, die gleich weiter in die HafenCity ziehen wollen, neben den jungen Bohemians und jenen, die sowohl das eine (jung) wie auch das andere (intellektuell) sein wollen.

Fazit: Ich komme wieder. Spätestens am Sonntagabend. Denn wo könnte die Sommerwoche schöner enden als in Paris? Bei einem grandiosen Tartar du chef (19,20 Euro) oder der wahrscheinlich besten Bouillabaisse der Stadt.

Café Paris, Rathausstraße 4, 20099 Hamburg, Telefon: 32 52 77 77, www.cafeparis.net

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