So schmeckt Hamburg! Abendblatt-Leser schreiben über ihr liebstes Restaurant und verraten, wo es ihnen warum am besten schmeckt.

Dem Edenhall kann der Autor dieser Zeilen unmöglich ohne Befangenheit begegnen, hat er seit den Neunzigern doch einige Tausend Abende daselbst als Gast verbringen dürfen – wenn nicht als „des Hauses ältester Vasall“, so doch im beharrlich erworbenen Kandidatenstatus hierzu.

Und dieser Vasall wählt seinen Platz stets am Tresen, der, meist gut besetzt, einem erstaunlichen Spektrum an Lebensaltern Raum bietet, das vom Studenten bis zum Rentner reicht, und einer ebensolchen Vielfalt an beruflichen Hintergründen, deren Aufzählung hier den Rahmen sprengen würde.

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Jener Tresen war in all den Jahren so oft Schauplatz denkwürdiger Begegnungen, dass allein ein Roman die angemessene Form einer Würdigung darstellte. So bleiben hier nur wenige Zeilen, die Aspekte hervorzuheben, die für einen weniger voreingenommenen Besucher von Belang sein könnten.

Die Kirchenbänke und die Eichentische, der von einem beeindruckenden Holzbaldachin beschirmte Tresenbereich und eine Beleuchtung, die aus Gaslichtzeiten stammen dürfte: Das Interieur des Edenhall , „alter“ Winterhuder Stil, legt Zeugnis ab von einem rühmenswerten, an ein einschlägig bekanntes, gallisches Dorf gemahnendes Beharrungsvermögen gegenüber den Zeitläufen, die gierig noch den letzten Gastraum in eine „Chill-out zone“ verwandeln wollen.

Das Edenhall ist, nun ja: Kneipe? Gaststätte? Restaurant? Am ehesten könnte man es Kneipenrestaurant nennen. Der Verfasser dieser Zeilen bevorzugt die Kategorie „therapeutische Eckkneipe“, hat der Inhaber der ersten Generation doch einmal angemerkt, das Wirken hinter dem Tresen sei immer auch Sozialarbeit. Und dies darf im Falle des Edenhall als Arbeit in einem sozialen Brennpunkt der ganz und gar positiven Art verstanden werden.

Das Edenhall, Familienbetrieb in nunmehr zweiter Generation, wird von einem jungen, ausnehmend sympathischen Team geführt, das seine Arbeit aufmerksam und freundlich versieht. Hier sind Individualisten am Werk.

Die Küche mit wöchentlich wechselnder Karte serviert Speisen in reichlichen Portionen und deckt die gutbürgerliche Vielfalt von der schlichten Hausmannskost – vorzügliche Bratkartoffeln, Suppen und Eintöpfe mindestens genauso gut wie bei Muttern – bis hin zum außerordentlich befriedigenden Sonntagsessen ab, wie Tafelspitz mit Meerrettichsauce und Bouillongemüse oder auch die unvergessenen, auf der Zunge schmelzenden Ochsenbäckchen.

Legende ist das zum Standardprogramm gehörende Roastbeef mit Bratkartoffeln. Allerdings sind seit einigen Jahren auch spanische Tapas im Programm, Favorit hier: Schafskäse im Speckmantel

Hervorzuheben sind die saisonalen Besonderheiten: Scholle, Muscheln, Matjes, Spargel, Wild. Sie gereichen jeder Jagdhütte zur Zierde. Der Herbst wiederum bietet Anlass, sich auf das Irish Stew zu freuen. eine Referenz an den Pub-Charakter des Edenhall. Oft ausgebucht sind das Maifest-, das Ferienfest- und das Oktoberfest-Schwein. Das Fleisch wird zuvor eingelegt und „am Stück“ über einem Holzkohlegrill gegart. Und dann sind da noch die Gänse und Enten zur Winterszeit …

Zu den bewährten, gezapften Biersorten Guinness, Kilkenny, Budweiser Budvar und König Pilsener hat sich vor kurzem das Pilsner Urquell hinzugesellt, dessen dank alter Hefen komplexeres Aroma sich nicht nur beim Autor wachsender Beliebtheit erfreut. Zur Sommerzeit bevorzugt: der Cidre oder ein nicht minder erquickender Vinho Verde. Nicht zu vergessen der überraschend gute Pfälzer Rosé, der seit diesem Jahr das Weinangebot bereichert.

Das Musikprogramm ist vielfältig, niemals „easy listening“, und jeweils durch die persönlichen Vorlieben und Stimmungen des Zapfers geprägt. Klassiker des Rock 'n' Roll genießen eine gewisse Präferenz, doch auch manche Neuerscheinung findet schnell ihren Weg ins Programm.

Der Verweis auf den Vasallen zu Beginn ist der Ballade „Das Glück von Edenhall von Ludwig Uhland entnommen. Sie hat dem Ort seinen Namen gegeben. Ein Ölgemälde mit diesem Sujet ziert, mächtig nachgedunkelt, den hinteren Gastraum. Die Trinkgefäße jedoch, das sei hier hervorgehoben, sind nicht aus jenem „zerbrechlichen Kristall“.

Es steht daher nicht zu befürchten, dass allfälliger Glasbruch in einen „grausen Trümmerfall“ mündet, ebensowenig konnte bei solchen Gelegenheiten beobachtet werden, dass „in Splitter springt der Erdenball“. Insofern hängen die Nachwirkungen eines Besuchs im wesentlichen von den Trinkgewohnheiten des Gastes ab.

Edenhall, Barmbeker Straße 47, 22303 Hamburg

Öffnungszeiten: Täglich ab 16 Uhr, Küche ab 17 Uhr

Das Edenhall im Internet