Der Italiener in Norderstedt serviert die exklusive Küche seiner Heimat - das viergängige “Vertrauen-Menü“ gibt es abends für 32,50 Euro

Wanderer, kommst du nach Norden, wo Hamburg endet und Schleswig-Holstein sich auszubreiten beginnt, dann beachte dieses Häuschen: ein bisschen von der Straße zurückgezogen, drinnen ist Süden. Der Sizilianer Nico kocht dort seit acht Jahren, unter den Stammgästen sind sogar Bremer, da so was wie das Ristorante Nico in Bremen fehlt. Silvia, die Frau des Padrone, hat sich das Petersilienpesto ausgedacht (vorzüglich) und erledigt den Service gemeinsam mit Sandro (dem Beschwingten) und Eugenio - er lebte lange in der Schweiz und könnte wahrscheinlich auch als Außenminister arbeiten.

Auf der Schiefertafel steht das Programm, manchmal möchte ich aber dem Chef nichts vorschreiben, dann nicke ich nur, Nico versteht das sofort: "Vertrauen-Menü", sagt er (vier Gänge abends 32,50 Euro). Neulich brachte Sandro also eine Auswahl meiner Leibspeisen, überwiegend aus dem Meer - ein Salat von Calamari mit Radieschen und grünem Spargel, Spaghettini mit Scampi, das Thunfischcarpaccio und Seeteufel, das Hirschkarree und die Kräuterbratwurst mit Linsen (die Hauptgerichte gibt's für 15 bis 23,50 Euro, Antipasti und Pasta 8,50 bis 12 Euro); mittags macht Nico immer was Schönes für 7,50 Euro, das Vertrauen (diesmal drei Gänge) kostet dann 14,50 Euro.

Eine Delikatesse sind die Kalbsnieren, andere Innereien will ich eigentlich gar nicht mehr essen. Prosecco im Glas, nein danke, jedoch gerne als Sauce zum Steinbutt mit Trüffeln, die Kürbisravioli liegen in Safran, die Flusskrebse umzingeln die Gnocchi. Die Küche der Sizilianer beansprucht eine Exklusivität wie keine andere Regionalküche in Italien, der Gast darf das hier noch erleben: Wenn Nico und sein Vize Giacomo kochen, dann lügen und fälschen sie nicht; sie sind mit Freude bei der Sache, aber auch mit Ernst und sehr viel Geduld.

Das Produkt ist und bleibt der Meister, ihm verpflichten sich die Köche - das Handwerk und die Kunst folgen an nächster Stelle. Ihre Lust am Würzen haben die Sizilianer von den Arabern, die im Mittelalter auf der Insel kommandierten.

Grundlage für Nico sind oft Tomaten, Olivenöl und viel Gemüse, etwa der Stengelkohl Rappa oder Artischocken, und Nico verwendet sogar Löwenzahn: Die Leute kennen ihn ja kaum noch und halten ihn bald für eine Märchenpflanze. Das Naturgesetz, wonach Deutsche keine Nudeln kochen können und Italiener keine Kartoffeln, scheint bei Nico nicht zu gelten.

Schweres hatte ich in diesem Lokal noch nie auf dem Teller, wahrscheinlich wüsste Nico gar nicht, was das Schwere bedeutet - abgesehen vom Wein. Nach dem Vorspiel (0,4 Jever Pilsener 3,50 Euro) probierte ich zuerst einen Offenen (Nero d'Avola und Chardonnay, okay), guckte ins Weinregal, da wartete ein Burdese, verdammt, der musste es jetzt sein: Die Revolutionäre vom sizilianischen Weingut Planeta haben die Trauben Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc genommen und den Burdese zu einem Weltklasseroten zusammengebaut - er kostet 55 Euro bei Nico, ein Kuschelpreis!

Auf Hamburger Verhältnisse übertragen, wäre der Norderstedter Nico unter den ersten zehn Italienern, mindestens.

Ristorante Nico Mo-Fr 12.00-15.00 und 18.00-23.00, Sa ab 18.00, So ab 17.00, Rugenbarg 13 (U Garstedt, Bus 378), Telefon 50 09 89 81

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