Im Franziskaner in der City erhebt das Fleisch sein majestätisches Haupt - aber es gibt auch Fisch und Vegetarisches.

Letztens haben sich viele Frauen an der Binnenalster ja wieder einen Triathlon angetan, nach dem Duschen sind einige der Erschöpften beim Franziskaner eingekehrt, das Lokal ist gleich um die Ecke in den Colonnaden: Dort konnten die Triathletinnen zu Kräften kommen, beispielsweise durch das Münchner Menü, es kostet 27,50 Euro - eine Bouillon vom Tafelspitz mit Gemüse, gegrillte Kalbshaxe mit Schwammerln, Bayerncreme auf Himbeersauce.

Die Toleranz verlangt es, dass die Kellnerinnen (selbstverständlich im Dirndl) keinen Gast necken oder gar auslachen, wenn er sich einen Fisch oder was Vegetarisches bestellt, diese Gerichte seien nebenbei erwähnt, etwa Matjesfilets mit Bratkartoffeln (8,90 Euro), Scholle mit Petersilienkartoffeln (13,90 Euro), Pfifferlinge mit Kräuterrührei auf Toast (9,80 Euro), Käsespätzle mit Feldsalat (8,90 Euro). Aber natürlich erhebt hier das Fleisch sein majestätisches Haupt.

Die Leute im Service kennen mich seit zehn Jahren, sofort trinke ich beidhändig ein Glas Pils und ein Glas Lager von Löwenbräu (0,3 Liter für 2,80 Euro), das Zusammenwirken dieser Biersorten ist ein wunderbarer Auftakt. Im Franziskaner sitzen Hamburger und Bayern neben Afrikanern und Chinesen und leeren ihre Mass (7,80 Euro), die mich allerdings zu sehr an die Ausschweifungen auf dem Oktoberfest erinnert. Heute Mittag gibt's Kalbsfleischklopse mit Schmorgurken und Salzkartoffeln (6,80 Euro wie alle Mittagsgerichte), aber eigentlich bleibe ich doch bei meinen Lieblingen, sie schmecken zu jeder Jahreszeit, auch im Hochsommer: der Regensburger Wurstsalat mit Bauernbrot und Butter (8,90 Euro), Leberkäse mit Spiegelei und Speckkartoffelsalat (9,20 Euro), die Nürnberger Rostbratwürstl mit Sauerkraut und Püree (10,50 Euro) oder Spießbraten mit Zwiebeln und Krautsalat (9,90 Euro) - eine Weißwurst jedoch muss ich ablehnen, denn das Zuzeln hat was Sexuelles und würde mich beim Essen irritieren.

Während Frauen zum Trost oft drei Tafeln Schokolade verschlingen, bin ich gegen die Schwermut im Franziskaner und bestelle diese Mutmacher: den Haxenteller des Hauses (14,50 Euro mit Beilagen) oder den Schweinsbraten mit Kartoffelknödeln (11,50 Euro) und zum Abschluss den Käseteller mit Radi (8,80 Euro), dazu auch mal ein Glas Frankenwein, den Schnaps brauche ich dann gar nicht (Obstler, Enzian und Bärwurz kosten jeweils 2,50 Euro). Die Speisen sind Originale und Handarbeit wie die Musik einer Münchner Blaskapelle, und der Betreiber hatte bereits in der Edelgastronomie zu schaffen.

Dieses Restaurant feiert jetzt sozusagen sein 800-Jahre-Jubiläum: Der Heilige Franziskus von Assisi gründete 1209 seinen Bettelorden, er beschützte die Tiere und predigte zu den Vögeln - doch Franziskus würde das Fleisch im Franziskaner trotzdem segnen, und er wäre auch mit den Preisen einverstanden.

Franziskaner Mo-Sa 11.30-24.00, Große Theaterstraße 9 (U Gänsemarkt, U Stephansplatz), T. 34 57 56; www.restaurant-franziskaner.de

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