Das Luxor bleibt auch nach dem Lifting ein Klassiker. In Schanzennähe weiß die Kombination aus frischer Küche und vielen guten Weinen zu überzeugen

Wenn der weiße Heilbutt zum Krustentier wird, dann hat Andreas Zülke (29) wieder zugeschlagen. Hat den Fisch mit der Saat von Sellerie, Lein, Hanf, Sesam und Mohn vermählt, auf den Punkt gegart und als Filet in Saatkruste und mit Butter-Mangold-Kartoffeln auf die Karte und den Tisch gebracht. Das äußerst ansehnliche Gericht für faire 17,50 Euro ist einer von vielen Leckerschmeckern des Chefkochs, die das Luxor so liebenswert machen - auch nach dem vorsichtigen Lifting, das Betreiber Rainer Grießmann seinem Restaurant-Oldie mit der gut bestückten Bar in Schanzennähe jüngst verordnet hat.

Ein paar Plätze weniger, ein schmuckes Weinkabinett, ein neuer, hellerer Anstrich, schalldämmende Decken und durchgängig weiß eingedeckte Tische geben den guten Rahmen für unkomplizierten und preiswerten Genuss (große Flasche Vöslauer Mineralwasser 4,60 Euro) auf hohem Niveau. Was auch für die Weine gilt: Eine löblich umfangreiche Auswahl an offen und flaschenweise ausgeschenkten Gewächsen (der Viertelliter ab 5 Euro, Flaschen ab 19,50 Euro) lässt immer ein perfekt passendes Stöffchen finden. Zum superzart gegrillten Rumpsteak vom Holsteiner Limousinrind (serviert mit Cognacbutter, ungeschälten Bio-Röstkartoffeln und knackigem Ceasar Salad, 21,50 Euro) hätte bestimmt auch ein Bier vom Fass geschmeckt (0,4 Liter Warsteiner 3,20 Euro) aber der kraftvolle 2006 Vin de Pays (Vent d'Anges, Mazet de Groses) aus dem südlichen Rhonetal adelte das handfeste (und teuerste) Gericht.

Viele Luxor-Gäste kommen zu Recht wegen der Klassiker wie Kürbis-Samtsuppe mit steirischem Kernöl und Bündner Fleisch (6,50 Euro) oder Penne mit Sepia in Chili-Knoblauch-Öl gebraten (klein 7,50, groß 9,50 Euro). Aber der sprichwörtliche Blick über den Tellerrand hinaus lohnt - dieser Tage besonders, wenn man Lust auf Österreich hat. Ein feines Menü (u. a. Wiener Tafelspitz mit Bouillon-Gemüse und Apfel-Kren) kostet in drei bzw. vier Gängen 29 bzw. 35 Euro; dazu hervorragend passende Weine sind für jeweils zehn Euro mehr zu haben. Finale des Menüs und unseres Tests war der Luxor-Mohrekopp mit geeister Kirschgrütze (6,50 Euro). Wer auf Süßes steht, wird sich mit Wonne erst durch die Schokoladen- und dann die mächtige Schaumschicht arbeiten, um mit dem rumgetränkten Boden noch eine kleine Überraschung zu erleben. Der Vergleich mit dem zweiten Dessert, Gewürzkaffee-Mousse und Baumkuchen-Tarte mit Dörraprikosen-Confit und weißer Schokoladensauce (7 Euro), endete unentschieden - am besten mal beides probieren. Und sich dazu einen schönen edelsüßen Wein empfehlen lassen - der charmante Service hat immer etwas in der Art eines Recioto di Gambellara (Venetien, 5,50 Euro für 0,1 Liter) parat.


Luxor Di-So ab 19.00, Max-Brauer-Allee 251 (MetroBus 3, 15), T. 430 01 24; Infos im Internet: www.bar-luxor.de