Das Café an der Hafenstraße auf St. Pauli lebt von seiner Atmosphäre. Früher beherbergte der „Club Amphore“ einen berühmten Edelpuff, nun laden kleine Köstlichkeiten zu einem Besuch ein.

Wo kommt das eigentlich her: „Leben wie Gott in Frankreich“? Egal – im Land der forcierten Esskultur hat der göttliche Lifestyle auf jeden Fall etwas mit Kulinarik zu tun. Denn wer sorglos und genussvoll lebt, der mag keinen Hunger leiden.

Entspannt an der Elbe

In der Amphore, der Cafébar an der St. Pauli-Hafenstraße, lebt man, nun denn, auf jeden Fall wie Gott in Hamburg: Wenn das Wetter gut ist. Dann sitzt man hier wie in jedem Verköstigungs-Haus draußen, na klar. Man guckt auf Hafenkräne und Hafenwirtschaftsgebäude. Wenn man ein paar Schritte geht, sieht man den trägen Fluss der Elbe.

Selbst der Autolärm raubt dem hamburgischen Ensemble aus Wasser und Schiffen nicht ein Mindestmaß an idyllischem Wohlgefühl. Rechts nebenan steht sogar eine Palme: im Park Fiction, Hamburgs Südsee-Attrappe, die sich großer Beliebtheit erfreut. Links neben der Amphore stehen die ehemals besetzten Häuser. Einen billigeren Hafenblick bekommt man nirgendwo – außer in der Amphore selbst, wo man sich den mietet für eine schöne Stunde. 2,90 Euro für einen – im übrigen sehr guten – Latte Macchiato und 4,90 Euro für ein – im übrigen sehr solides – Brötchen mit Rührei sind ein guter Preis für die morgendlichen St.-Pauli-Vibes.

Süß, herzhaft, käsig

Der Stadtteil ist noch müde um diese Uhrzeit, im Park Fiction liegen ein paar Bummelanten auf dem Rasen, und am Nebentisch sitzen Touristen. Aus Wandsbek. Die Amphore lebt von ihrer Atmosphäre, und das ist ja nicht das Unwichtigste im Gastronomiegewerbe. Die Frühstücksvariationen entsprechen der gängigen deutschen Standardausführung (süß, herzhaft, käsig), in der Italia-Version gibt’s Mozzarella und Ciabatta, in der Bavaria-Version Weißwurst. Hausgemachten Kuchen kann man hier auch bestellen für drei und vier Euro, ab 15 Uhr werden Snacks angeboten: Panini mit Bergkäse und süßem Senf oder Huhn und Ei oder Tomate und Mozzarella. Panini statt Brot – kann man das Völkerverständigung nennen?

Heute Café, früher Edelpuff für Mick Jagger und Co.

Durchaus! Und so war es ja auch früher. Erst seit 1997 ist die Amphore eine Cafébar. Vorher beherbergte der „Club Amphore“ einen berühmten Edelpuff, in dem, so geht sein Mythos, Mick Jagger und die Stones, aber auch Politiker und Geschäftsleute abstiegen. Wo wir heute „saisonale und regionale Bio-Produkte“ verputzen, die die Amphore in der Speisekarte anpreist, verschaffte sich die Biologie früher in wilden Sexorgien ihr Recht. Im „Hafen der Lüste“ (Amphore-Selbstbeschreibung im kurzen geschichtlichen Abriss in der Speisekarte) schwamm damals die Prominenz ebenso wie die Hamburger Halbwelt.

Heute geht es hier meist züchtig zu, aber die Ausschweifung hat nachts, in Kunstschauen oder DJ-Sets, immer noch ihren Platz.

Raum für Sehnsucht und Entschleunigung

Tagsüber kann man hier gut Kaffee oder Tee trinken und chillen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen: Es gibt kaum entspanntere Orte in Hamburg. Und die Entschleunigung ist ja eine der großen Sehnsüchte unserer Zeit.

Abendbrot ist, das kann man sicher ganz lässig behaupten, ein Synonym fürs Runterkommen nach einem harten Tag: Und deshalb hat die Amphore seit kurzem auch eine Abendbrot-Karte. Bis 22 Uhr gibt es gutes, ehrliches Zwiebelmett und authentische Leberwurst, außerdem vollkommen unprätentiösen Nudelsalat, aber megamaritimes Matjes. Alles zu fairen Preisen: Jedes belegte Brötchen ab 1,50, maximal 2,50 Euro.

Café Amphore: St. Pauli Hafenstraße 140. Täglich ab 10 Uhr. Für Fans von: Hamburg, Hafen, Hippness. Und Kuchen & Frühstück, Chillen & Mett.

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