Helsinki, Fliegender Holländer und Blöde Ziege: Die Namen der Pizza-Spezialkreationen sind so besonders wie ihre Zutaten ...

Hamburg. Sie sind rund und werden in einem Spezialofen in den Zeisehallen hergestellt. Ihre Macher haben den richtigen Dreh raus, die Produkte genießen Weltruf. Bis 1979 galt dieser Satz für die Schiffsschrauben, die die Theodor Zeise GmbH in Hamburg-Ottensen baute. Heute ist die Aussage an gleicher Stelle immer noch korrekt. Nur haben die Produkte einen Durchmesser von 30 Zentimetern statt neun Metern und kommen aus dem Holz- statt aus dem Hochofen. Nach der Pleite der Zeise-Werke zog ein völlig anderes Unternehmen in die hohen Hallen: das Restaurant Eisenstein. Und das hat ebenfalls den richtigen Dreh raus: Es backt - wie viele behaupten - die beste Pizza der Stadt!

Helsinki, Fliegender Holländer und Blöde Ziege: Die Namen der Pizza-Spezialkreationen sind so besonders wie ihre Zutaten. "Wir benutzen drei Sorten Mehl, die Suche nach dem optimalen Teig hat ewig gedauert", sagt Miteigentümer Michael Schlie. Vor über 20 Jahren fing der Hamburger als Aushilfskraft im Eisenstein an. Damals parkten in der benachbarten Halle noch Autos zwischen den Resten von Schiffsschrauben. In dem hohen Restaurantraum schmeckt man noch heute die Vergangenheit. Hier stand der Hochofen, in dem die besten Schiffsschrauben der Welt hergestellt wurden, um Tanker wie die "Tina Onassis" anzutreiben. Und die unverputzten Wände zeigen Graffiti aus unruhigeren Ottensener Tagen, als das Restaurant mehrmals besetzt wurde.

Den Namen lieh sich Restaurant-Erfinder Jörg Evers im Gründungsjahr 1988 von Regisseur Sergej Eisenstein. Trieb nicht auch seinen "Panzerkreuzer "Potemkin" eine Schiffsschraube an? Passten Eisen und Stein nicht perfekt zu einer ehemaligen Gießerei? Eben. Als kleine Reminiszenz hängt hinter der Garderobe ein russischer Kalender von 1988. Vielleicht hat sich Hamburgs Filmszene deshalb das Eisenstein als Lieblingsrestaurant ausgesucht, sogar Robert De Niro und Juliette Binoche speisten bereits hier.

Aber ob aus Hollywood, Helsinki oder Hoheluft - trotz der leckeren Pizzen sollten Sie keines der exzellenten Hauptgerichte verschmähen. Unser Tipp: Teilen Sie sich eine Blöde Ziege als Vorspeise und genießen Sie einen zweiten Gang. Die eigentlichen kulinarischen Höhepunkte dieser Hamburger Institution sind nämlich Speisen wie das gebratene Baramundifilet oder der Hirschrücken unter der Kräuterhaube mit Haselnuss-Schupfnudeln. Auch hier haben die Köche des Eisensteins den richtigen Dreh gefunden. Genauso wie die Kellnerinnen, die selbst nachts um 1 Uhr noch ein Lächeln in Pizzabreite durch den Raum tragen. Blöde Ziegen gibt's hier also nur auf dem Teller.

Gastro
Restaurant Eisenstein, Zeisehallen, Friedensallee 9, 22765 Hamburg, Tel.: 040/390 46 06, www.restaurant-eisenstein.de

Öffnungszeiten: 11.00-1.00 Uhr, sonn- und feiertags: Frühstücksbüfett ab 10 Uhr
Preisbeispiele: Pizza "Blöde Ziege" 13 Euro, Gebratenes Baramundifilet auf Thaicurry-Gemüse mit Mango-Reistaschen 18,90 Euro
ÖPNV: S 1/S 2/S 3, Haltestelle Altona, Buslinie 2, Haltestelle Friedensallee (Süd)

Geeignet für Italiener im Exil, Fans von Industrieromantik und den nächsten Robert de Niro.