Die neuen Stars sitzen auf der Bank - mit Wolfsburg und Hoffenheim wachsen zwei Mächte heran.

Hamburg. Die prominentesten Neuzugänge von Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann sind: Buddhas. Goldfarbene Figuren auf der Dachterrasse des für vier Millionen Euro umgebauten Leistungszentrums zeugen vom eingeschlagenen Weg des Rekordmeisters: Sie sollen den Betrachter erinnern, belehren - und manchmal auch erleuchten.

Klinsmanns Buddhas und seine "positive Erziehung" stehen für einen neuen Trend in der Liga: Wenn kaum Geld für neue Stars vorhanden ist, soll dafür das Potenzial des "Spielermaterials" gepflegt werden.

Nachdem die Bayern vergangene Saison 72 Millionen Euro an Ablösen gezahlt hatten, blieb die Klubkasse diesmal verriegelt. Statt in Transfers wurde in die Struktur investiert, in den Betreuerstab, in ein Auditorium mit fünf Kabinen für Simultandolmetscher. Klinsmanns ganzheitlicher Ansatz hat längst auch - in bescheideneren Dimensionen - in der Liga Einzug gehalten hat. Siehe Hamburg.

Nur 117 Millionen Euro (gegenüber 200 Millionen Euro im Vorjahr) haben die 18 Vereine in neue Spieler investiert, spektakuläre Verpflichtungen sind Farfan (Schalke), Renato (Leverkusen), Boulahrouz (Stuttgart) sowie Barzagli und Zaccardo (Wolfsburg). Der prominenteste ablösefreie Neue heißt Jens Lehmann (Stuttgart). Deshalb sitzen die Stars auf den Trainerbänken. Neben den Bayern haben auch die Spitzenvereine Schalke 04 (Fred Rutten), Bayer Leverkusen (Bruno Labbadia) und der HSV (Martin Jol) die Übungsleiter getauscht. Ob TV-Star Jürgen Klopp nach sieben Jahren Mainz die neue Herausforderung in Dortmund meistert, ist eine weitere spannende Frage.

Da sich das Qualitätsniveau der Bundesligateams (abgesehen von den Bayern) weiter annähert, kommt es mehr denn je auf die Trainer an. Wie reagieren sie auf die immer perfekter organisierten Defensivreihen, wer hat die besten taktischen Kniffe drauf, wer schult seine Talente am besten?

Sechs ausländische Trainer sind Rekord, wobei die Niederländer (Jol, Rutten, Luhukay) die stärkste Fraktion vor der Schweiz (Favre, Koller) und Slowenien (Prasnikar) bilden.

Am meisten Geld gaben mit Wolfsburg (25,5 Millionen), Schalke (15,5) und Leverkusen (11,4) die Vereine aus, die um die Plätze hinter München (alle 18 Trainer tippen auf die Bayern als Meister) streiten. Das Bestreben des VW-Klubs in Wolfsburg, sich dauerhaft in der Tabellenspitze zu etablieren, wird durch die Verpflichtung der Weltmeister Barzagli und Zaccardo deutlich und zeigt, wie gnadenlos der Ausscheidungskampf um die nur noch fünf internationalen Plätze (der UI-Cup fällt weg) sein wird. Zwölf Vereine hegen Hoffnungen auf einen Tabellenplatz im oberen Drittel, und dabei ist der finanzstarke Aufsteiger Hoffenheim, der mit Investitionen von zehn Millionen Euro Rang vier der Geldrangliste belegt und mittelfristig zu einer Macht reifen dürfte, noch nicht mitgerechnet.

Auch ohne große neue Namen ist die Vorfreude der Fans riesig: Angesichts von 420 000 verkauften Dauerkarten ist ein Zuschauerrekord sicher. Sahen vergangene Saison durchschnittlich 38 975 Menschen die Spiele, so dürfte diese Zahl mit der Rückkehr der anhangsstarken Vereine Köln und Mönchengladbach (dort kamen 90 000 Fans zum Familientag) leicht überboten werden.

Große Namen wie Oliver Kahn oder Rafael van der Vaart (und Schiedsrichter Markus Merk) fehlen. Dafür rücken viele deutsche Nachwuchshoffnungen in den Fokus: Setzt sich Toni Kroos (18) bei den Bayern durch? Schafft HSV-Taent Maxim Choupo-Moting nach seiner Verletzung den Anschluss? Welcher Spieler der von Horst Hrubesch trainierten U 19, die im Sommer den EM-Titel holte, schafft den Durchbruch?

Vieles wird davon abhängen, wie die Trainer den Spagat zwischen kurzfristigem Erfolg und langfristiger Entwicklung bewältigen - auch Klinsmann. Als er andeutete, dass er für das Umsetzen seiner Philosophie ein, zwei Jahre benötigen könnte, erntete er Kopfschütteln. "Vom FC Bayern werden Erfolge erwartet", entgegnete Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. Das Verfolgerfeld wartet jedoch hungrig darauf, den Vorsprung des übermächtig erscheinenden Branchenprimus zu verkürzen.

Die Jagdsaison ist eröffnet.