Ballack steht auf der Kippe. Der vorlaute Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, der den öffentlichen Machtkampf mit dem Bundestrainer gesucht hatte, wird mit Konsequenzen zu rechnen haben, denn trotz seiner Entschuldigung bei Joachim Löw ist die Sache noch nicht abgehakt.

München. Wird Michael Ballacks Karriere als Nationalspieler beendet, weil ihn Löw vor die Tür setzt? Oder wird Ballack als Kapitän abgelöst? Noch gibt es keinen Termin, wann sich Löw und Ballack in London treffen werden, aber nach diesem Vier-Augen-Gespräch wird feststehen, wie es mit dem 32-jährigen Chelsea-Profi in Sachen Nationalmannschaft weitergehen wird.

In München berichtet die "Abendzeitung" über ein Kompensationsgeschäft: Löw schmeißt Ballack nicht raus, aber er wird seine Kapitänsbinde abgeben müssen. Weil das Vertrauensverhältnis nachhaltig gestört ist. Gleichzeitig aber steht fest, dass Ballack mindestens bis zur Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika weiter für Deutschland spielen wird. Wenn es tatsächlich so eintritt, dann wird ab sofort ein neuer DFB-Spielführer gesucht. Miroslav Klose (86 Länderspiele) wäre ein Kandidat, Bastian Schweinsteiger (61 Einsätze) ebenfalls. Der Bremer Torsten Frings dürfte nach seinen verbalen Ergüssen in Richtung Bundestrainer keine Rolle mehr spielen, aber ein anderer darf sich ganz große Hoffnungen machen: Philipp Lahm.

Der Münchner Verteidiger (52 Länderspiele) hatte sich schon beim FC Bayern um die Spielführerbinde beworben (als Nachfolger von Oliver Kahn), doch Mark van Bommel erhielt sie. Nun ist der 24-jährige Lahm ein ganz heißer Kandidat für Löw. Und Lahm selbst will, er würde die Wahl nur zu gerne annehmen. Zumal er im "Fall Ballack" klar Stellung bezog, als er im "Blickpunkt Sport" (Bayern 3) sagte: "Michael Ballack hat einen Fehler gemacht. Ich habe das nicht nachvollziehen können, man darf mit einer Kritik am Trainer nicht in die Öffentlichkeit gehen." Und: "Es ist schlecht, wenn sich ein Spieler beim Trainer entschuldigen muss." Weiß Lahm schon mehr? Oder ist er einfach nur so mutig, um das auszusprechen, was viele denken aber nicht wagen zu sagen?

Ob Philipp Lahm, Botschafter für SOS-Kinderdörfer und des Welt-Aids-Tages sowie Unterstützer des "Bündnis für Kinder", schon beim nächsten Länderspiel (19. November in Berlin gegen England) der Kapitän der DFB-Auswahl sein wird? Zurzeit ist er verletzt, laboriert an einem Anbruch des Fußwurzelknochens. Wenn er aber rechtzeitig fit wird, ist nichts ausgeschlossen. Bis dahin ist sicher auch längst das Gespräch zwischen Ballack und Löw gelaufen. Mit dem Ende des jetzigen "Capitanos"?