Abendblatt:

Herr Rummenigge, der FC Bayern spielt zwar wieder erfolgreich, aber nicht sonderlich attraktiv. Wo sind die spektakulären Veränderungen unter Jürgen Klinsmann?

Karl-Heinz Rummenigge:

Jürgen hat hier eine Art Kulturrevolution eingeläutet. Uns war immer klar, dass dies Zeit braucht, bis sich die Spieler darauf einstellen.



Abendblatt:

Von taktischen Innovationen ist nichts zu sehen.

Rummenigge:

Was sind taktische Innovationen? Entscheidend im Fußball sind erst mal die Resultate, dann kommt das Selbstvertrauen und dann manchmal noch spektakulärer Fußball. Wir sind mit der aktuellen Entwicklung sehr zufrieden. Basta.



Abendblatt:

Für diese Erkenntnis hätten Sie keinen neuen Trainer verpflichten müssen.

Rummenigge:

Wir sind überzeugt, dass Jürgen Klinsmanns Weg, die Spieler jeden Tag ein Stück besser zu machen, der richtige ist. Wir müssen doch mal ehrlich sein. Seit 2001 sind wir in keinem europäischen Wettbewerb mehr über das Viertelfinale hinausgekommen. Das kann nicht der Anspruch des FC Bayern sein.



Abendblatt:

Die Finanzkrise sorgt derzeit für Schlagzeilen. Wann holt die Krise den FC Bayern ein?

Rummenigge:

Bislang spüren wir davon noch gar nichts. Die Erfahrung sagt uns aber, dass grundsätzlich auch der Fußball vielleicht nicht ganz verschont bleibt. Wir sind keine Insel der Glückseligen. Ich glaube, die Bundesliga ist aber im Vergleich zu anderen Ligen gut präpariert. Wenn sich jemand Sorgen machen muss, dann sind es die Kollegen in England. In Liverpool ist das Stadionprojekt gefährdet, West Ham muss als Folge der Probleme des Investors zehn Spieler im Winter verkaufen.



Abendblatt:

Dennoch könnten auch dem FC Bayern Sponsoreneinnahmen wegbrechen.

Rummenigge:

Natürlich gibt es die Gefahr, dass Unternehmen in der Krise ihre Marketingausgaben runterfahren. Dies gilt auch für die Bundesliga.



Abendblatt:

Die Verhandlungen um einen neuen TV-Vertrag gehen in die entscheidende Phase. Diese werden nach der Kartellamtsentscheidung für den Erhalt der Sportschau sehr schwierig.

Rummenigge:

Ich bin vorsichtig optimistisch, dass wir trotzdem den Status quo von 409 Millionen Euro erhalten.



Abendblatt:

Was macht sie so optimistisch? Die ARD sitzt doch jetzt am längeren Hebel, kann Ihnen den Preis praktisch diktieren.

Rummenigge:

Ich kann die ARD nur warnen, ihre vermeintlich gute Position auszunutzen. Vor drei Jahren hat die Liga die Sportschau gerettet, weil wir das finanziell deutlich attraktivere Angebot von Premiere mit Fußball im Free TV erst ab 22 Uhr abgelehnt haben. Von einem guten Partner erwarte ich jetzt die gleiche Verlässlichkeit.



Abendblatt:

Was, wenn sich diese Erwartung nicht erfüllt?

Rummenigge:

Dafür gibt es in der DFL einen Plan B. Die Bundesliga ist als Produkt konkurrenzlos. Da werden auch andere Sender Interesse zeigen.



Abendblatt:

Was halten sie von den TV-Einstiegsplänen des Disneysenders ESPN?

Rummenigge:

Die Liga ist schon einmal mit Arena im Pay-TV ein Risiko eingegangen. Am Ende gab es nur Verlierer. Der Wunsch des FC Bayern ist eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit mit Premiere. Wir brauchen gerade jetzt stabile Verhältnisse.



Abendblatt:

Premiere geht es aber schlecht. Der Aktienkurs ist dramatisch in den Keller gerauscht.

Rummenigge:

Das ist auch bei der Deutschen Bank der Fall. Aber geht es denen wirklich schlecht?



Abendblatt:

Wenn die Einnahmen nicht wie erhofft steigen, droht ein neuer Verteilungskampf.

Rummenigge:

Ich werde Ihnen nicht den Gefallen tun, dass ich jetzt im Abendblatt mehr Geld für den FC Bayern fordere. Dann kommt morgen der Heribert Bruchhagen aus Frankfurt und sagt, er braucht auch mehr Geld. Aber ich mahne seit Jahren vergebens eine Antwort von der DFL auf die Frage an: Reicht der DFL ein gutes nationales Produkt? Oder will sie auch dafür kämpfen, dass die deutschen Topklubs in Europa noch eine gewisse Rolle spielen? Bei der jetzigen Verteilung der TV-Gelder wäre ein deutscher Triumph in der Champions League in den nächsten zehn Jahren fast ein Wunder.



Abendblatt:

Der Sportausschuss-Vorsitzende der SPD, Peter Dankert, empfiehlt eine Senkung der Spielergehälter.

Rummenigge:

Das ist realitätsfern. Glaubt er ernsthaft, ein Ribery oder ein Luca Toni bleiben, wenn wir die Gehälter kürzen? Das ist lächerlich und naiv.