Joachim Löw hat Mut bewiesen. Als der Bundestrainer am Freitag auf der Zugspitze das Geheimnis lüftete, welche Spieler im Juni den Gipfel bei der EURO in Österreich und der Schweiz erklimmen sollen, zeigte sich, dass Löw keine Rücksicht auf Namen nimmt - siehe Timo Hildebrand. Und dass er zugleich bereit ist, herausragende Saisonleistungen zu belohnen - siehe Rene Adler und Marko Marin.

Voller Zuversicht und Tatendrang präsentierte Löw seinen vorläufigen EM-Kader. Natürlich hat der 48-Jährige das Ziel formuliert, den Titel gewinnen zu wollen, das muss auch sein Anspruch sein. Doch vom Wunsch bis zur Umsetzung ist es ein weiter Weg. Wer die Qualität der Mannschaftsteile durchgeht, muss zu dem Schluss kommen, dass das deutsche Team kein Titelkandidat sein kann oder muss. Nur bei wirklich optimalem Turnierverlauf - keine Verletzungen der Leistungsträger wie Ballack oder Metzelder, keine Formschwächen von Frings oder Klose - wäre Löws Elf in der Lage, Italien oder Frankreich zu schlagen.