Sietas hat von einer deutschen Reederei einen Auftrag über zwei Spezialfrachter bekommen. Zudem gibt es Optionen für zwei weitere Schiffe.

Hamburg. Es hat in den vergangenen Wochen unzählige Treffen gegeben. Der Bürgermeister hat sich eingeschaltet, die Wirtschaftsbehörde saß mit am Tisch, Vertreter der HSH Nordbank waren involviert. Ihr gemeinsames Ziel: ein Stück Hamburger Tradition retten, die im Jahr 1635 gegründete Neuenfelder Sietas Werft vor dem Aus bewahren. Die Anstrengungen stehen nach Abendblatt-Informationen kurz vor einem glücklichen Ende. Denn Sietas hat nun von einer deutschen Reederei einen Auftrag über zwei Spezialfrachter bekommen. Zudem gibt es Optionen für zwei weitere Schiffe.

Die Verträge sind bereits fertig - für die Optionen fehlt nur noch die Unterschrift des asiatischen Partners der Reederei, die für Ende des Monats erwartet wird. "Die Chancen auch dafür stehen gut", heißt es dazu aus Verhandlungskreisen. Die Stadt hilft mit einer Bürgschaft, die Kredite kommen von der HSH Nordbank. Mit den beiden Neubauten steigt der Auftragsbestand des Unternehmens auf acht Schiffe.

Dazu gehört neben zwei Schwimmbaggern, zwei Massengutfrachtern und einer Fähre für die Wyker Dampfschiffsreederei noch ein Containerfrachter. "Mit den Aufträgen sind wir bis Ende 2010 ausgelastet", sagte Rüdiger Fuchs, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Sietas Gruppe, dem Abendblatt.

"Intensive vertrauliche Gespräche"

Gestern Mittag hatte der Manager bei einer Betriebsversammlung, an der knapp 1000 Beschäftigte der Werft und der zur Gruppe zählenden Neuenfelder Maschinenfabrik teilnahmen, zudem das künftige Personalkonzept für das Unternehmen vorgestellt. Danach werden im Schiffbau nicht 290, sondern 242 Arbeitsplätze abgebaut. Exakt 71 der 242 Beschäftigten können jedoch zur Maschinenfabrik wechseln. "Das mildert den Personalabbau", sagte Fuchs.

Zudem wurde eine Transfergesellschaft für die vom Stellenabbau Betroffenen vereinbart. Die Beschäftigten verzichten ihrerseits für 2009 und 2010 auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld. "Wir sehen die Entscheidung als Erfolg für den Betriebsrat, der nicht vorhersehbar war", sagte Peter Bökler, der Betriebsratsvorsitzende der Werft, dem Abendblatt. Es gebe zwar "schmerzliche Einschnitte". Aber mit dem Paket hätten Unternehmen und Mitarbeiter nun die Chance weiterzuarbeiten.

Neben der Belegschaft soll sich auch der Eigentümer der Werft, Hinrich Sietas, an dem Rettungskonzept beteiligt haben. Er hatte zum 1. März die Geschäftsführung an Fuchs übergeben.

Die Wirtschaftsbehörde bestätigte gestern "intensive vertrauliche Gespräche über die längerfristige Finanzierung von Sietas". Daran würden auch die Werft, die Hausbank von Sietas sowie der Bund teilnehmen. "Dabei wird auch über die Gewährung von Bürgschaften durch den Bund und Hamburg verhandelt. Gemeinsames Ziel ist es, das aus unserer Sicht tragfähige Zukunftskonzept von Sietas zu unterstützen, um die Arbeitsplätze selbst sowie der zahlreichen Zulieferer zu erhalten", sagte der Sprecher der Wirtschaftsbehörde, Michael Ahrens, dem Abendblatt.

Fuchs will die Produktivität der Werft um 30 Prozent steigern, die Durchlaufzeiten verkürzen und das Unternehmen auf einen Umsatz von künftig 300 Millionen Euro ausrichten. In den vergangenen Boomjahren war jeweils ein Umsatz von mehr als 350 Millionen Euro erzielt worden.