Berlin. Viele finden das 9-Euro-Ticket gut. Warum ausgerechnet der Autoclub ADAC für ein Nachfolgeticket und gegen einen neuen Tankrabatt ist.

Der Automobilclub ADAC lehnt eine Fortsetzung des Tankrabatts ab. Zwar seien die Autofahrer durch geringere Spritpreise bei ihren Kosten entlastet worden. Gleichzeitig hätten die Energiekonzerne aber die Steuersenkung „nicht vollständig an die Verbraucher weitergegeben“, kritisierte der ADAC Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand. Damit habe der Tankrabatt seinen Zweck nicht erfüllt.

Deutliche Kritik äußerte der ADAC-Mann an den Mineralölkonzernen. Das Bundeskartellamt müsse prüfen, ob die Preisentwicklung am Spritmarkt in Deutschland angemessen sei. Allein in den zurückliegenden 14 Tagen sind die Spritpreise nach Angaben des ADAC im bundesweiten Durchschnitt ohne triftige Gründe um 6,8 Cent bei E10 und 15 Cent beim Diesel gestiegen.

Damit haben sich die Anbieter bereits vor dem Auslaufen des Tankrabatts ein erhebliches Preispolster geschaffen, kritisierte Hillebrand. Ein Liter Super E10 kostet derzeit im bundesweiten Mittel 1,776 Euro. Ein Liter Diesel kostet derzeit im Bundesschnitt 2,075 Euro. Auch Interessant: Neue Gesetze und Regeln im September 2022: Das ändert sich

„Die Mineralölindustrie ist aufgefordert, Spielräume für niedrigere Kraftstoffpreise zu nutzen und die Politik muss die Sektoruntersuchung im Raffinerie- und Großhandelsmarkt für Kraftstoffe zügig durchführen, um Wettbewerb im Mineralölmarkt in Deutschland zu gewährleisten“, so Hillebrand. Die Verbraucher forderte Hillebrand auf, die Spritpreise genau zu vergleichen und bei den günstigsten Anbietern zu tanken.

Statt Tankrabatt: Entfernungspauschale von 38 Cent

Um die Bürger von den hohen Treibstoffkosten zu entlasten, sollten stark Betroffene wie Berufspendler gezielt unterstützt werden. „Wir schlagen vor, die Entfernungspauschale für den Arbeitsweg bereits ab dem ersten Kilometer auf 38 Cent zu erhöhen“, so Hillebrand. Zudem sollte die Bevölkerung bei Wärme, Strom und Kraftstoffen insgesamt weiter entlastet werden. Lesen Sie auch: Meseberg: Die Ampel verspricht ein „wuchtiges“ Entlastungspaket

Für die nächsten Tage rechnet der ADAC nicht mit einem plötzlichen Preissprung, sondern mit einem langsamen weiteren Anstieg der Spritpreise, da die Steuervergünstigung durch den Tankrabatt wegfalle. Aktuell werden jedoch noch Benzin aus den Tanks verkauft, das vor September zu günstigeren Konditionen eingekauft worden sei.

9-Euro-Ticket ist ein Erfolg: Auch Autofahrer davon überzeugt

Eine positive Bilanz zieht der ADAC für das 9-Euro-Ticket. „Das 9-Euro-Ticket hat viele Menschen und auch viele Autofahrerinnen und Autofahrer wieder in den ÖPNV gebracht“, nennt Hillebrand das Ergebnis einer repräsentativen Befragung. Viele hätten dabei positive Erfahrungen in Bus und Bahnen gesammelt und wollten den ÖPNV weiterhin mehr als vorher nutzen. „Das 9-Euro-Ticket hat zur sozialen Teilhabe beigetragen, indem es mehr Menschen bezahlbare Mobilität ermöglicht hat“, so Hillebrand. Auch interessant: Energiepreispauschale: Wer die 300 Euro im September bekommt

Der ADAC-Verkehrspräsident schlägt eine Fortführung des Tickets zu einem neuen, höheren Preis vor. Es könnte 69 Euro kosten, wie dies etwa der Verband der Verkehrsunternehmen vorgeschlagen habe. „Dabei sind ein bundesweit gültiger und einfacher Tarif sowie die Ausweitung der Zugkapazitäten und der Taktung besonders wichtig, um die Attraktivität des ÖPNV für Autofahrer zu erhöhen“, sagte Hillebrand. Der Ausbau des ÖPNV sei „deutlich wichtiger als die Ticketsubventionierung.“

Im Sommer verzichteten bereits etwa 45 Prozent der Autofahrer teilweise auf Fahrten mit dem Auto. Etwa ein Drittel der befragten Autofahrer nutzten in den vergangenen drei Monate den ÖPNV häufiger. Rund 50 Prozent der Nutzer machten positive Erfahrungen mit dem 9-Euro-Ticket, so die Untersuchung. Lesen Sie auch: Inflation steigt in Deutschland im August auf 7,9 Prozent

Die Mehrheit (70 Prozent) nutzte das Ticket für Freizeitfahrten, ein Viertel für Fahrten zur Arbeit. Jeder Zweite nutzte das Ticket für zusätzliche Fahrten. 60 Prozent der Befragten sprachen sich für eine Verlängerung des Tickets aus.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.