Die Transporte decken kaum noch die Kosten für die Besatzungen, Überkapazitäten verschärfen den Wettbewerb. Nun hoffen die Reedereien auf Erholung.

Hamburg. Die internationalen Linienreeder nehmen Kurs auf eine Wende im Seetransport - die Preise sollen wieder steigen. "Wir haben die Talsohle gesehen, die Verluste sind für die Reedereien einfach zu hoch", sagte Joachim A. Konrad, der stellvertretende Sprecher der Geschäftsführung von Hamburg Süd, dem Abendblatt. "In allen Zentralen weltweit wird wohl derzeit darüber nachgedacht, wie sich die Raten erhöhen lassen."

Die Termine für die Preiserhöhungen stehen. Hamburg Süd verlangt für jeden Standardcontainer (TEU) an Bord, der auf die Reise zwischen Asien und Südamerika sowie aus Südamerika herausgeht, jetzt zwischen 200 und 300 Dollar mehr. Auf den Rennstrecken der Containerschifffahrt zwischen Asien und Europa gilt für Hapag-Lloyd ein Plus von 500 Dollar, in der Gegenrichtung von 150 Dollar. "Auch wir nehmen vom 1. Juli an 400 beziehungsweise 150 Dollar mehr", sagt Klaus-Peter Barth, der Deutschland-Chef der japanischen Reederei NYK. Hapag-Lloyd hat zudem für die Hauptsaison vom 1. August bis Ende Oktober einen Zuschlag von 150 Dollar festgelegt.

Noch im Frühjahr hatte sich die zum April eingeläutete Preisrunde in der Linienschifffahrt jedoch nur teilweise durchsetzen lassen. Hintergrund: Noch immer wurde versucht, mit günstigen Preisen Ladung von Konkurrenten abzuziehen. "Das dürfte jetzt vorbei sein", heißt es aus dem Vorstand der Vereinigung Hamburger Schiffsmakler und Schiffsagenten. Denn die Preise seien inzwischen so niedrig, dass sie nicht einmal mehr die Kosten für die Besatzungen, die Versicherungen und das Schmieröl deckten. "Wer jetzt die Preise senkt, wird auch mit mehr Ladung die Verluste nur erhöhen", argumentiert der Schiffsmakler-Vorstand, der nicht genannt werden will.

Im Vergleich zu Höchstpreisen von mehr als 2000 Dollar pro TEU wurden Container im ersten Quartal auf den Strecken von und nach Asien für 500 Dollar transportiert. In diese Werte sind zudem auch Treibstoff, das Laden und Löschen sowie andere Arbeiten auf den Terminals eingerechnet. Die Preise für den reinen Transport liegen damit deutlich niedriger. "Es fehlen mehrere Hundert Dollar an der Kostendeckung", heißt es aus der Chefetage einer der weltweit führenden Linienreedereien.

Mit den Bestellungen für das Weihnachtsfest, die jetzt anlaufen, nehmen nun jedoch wie in jeder Saison die Transportmengen zu. "Die Reeder werden in jedem Fall mehr an Bord nehmen können als im Januar oder Februar", heißt es aus der Vereinigung der Schiffsmakler. Für eine stabilere Auslastung der Containerriesen spricht zudem, dass die Zahl der stillgelegten Schiffe innerhalb der vergangenen zwei Monate nur noch um rund 20 auf 520 gestiegen ist. Doch ob diese Trends schon auf eine Erholung der Weltwirtschaft hinweisen, ist für die Schifffahrtsexperten offen.

Selbst bei einer stabileren Auslastung dürften die Transportpreise unter Druck bleiben. Denn zu den derzeit eingesetzten 4700 Containerfrachtern mit einer Kapazität von 12,7 Millionen TEU werden in den nächsten Jahren noch weitere 1000 Neubauten mit 5,6 Millionen TEU kommen. Und um diesen Zuwachs um 44 Prozent zu füllen, dürfte vorerst kaum genug Ladung vorhanden sein. "Die Branche muss die zu hohen Kapazitäten aus den Verkehren herausnehmen. Ohnehin bezweifele ich, dass alle Neubauten abgenommen werden", so Hamburg-Süd-Manager Konrad.

"Wir brauchen schon im letzten Quartal 2009 eine weitere Erhöhung", sagt ein andere Schifffahrtsmanager. Denn auch die Kosten für Treibstoff liegen nach dem Tief von 250 bis 300 Dollar pro Tonne zum Jahresbeginn wieder bei knapp 400 Dollar. Sinken die Transportpreise weiter, könnte es rasch eng werden - und Reedereien müssten aufgeben.