Der Fondsanbieter HCI nutzt öffentliche Förderung für das Projekt in Lurup. Das Ziel von 6000 Wohnungen ist wohl erst 2014 erreichbar.

Hamburg. In Hamburgs Mietwohnungsbau kommt Bewegung. Nach den Plänen des Senats sollen jährlich 6000 Neubauwohnungen errichtet werden. "Wir beobachten, dass institutionelle Investoren aus der Deckung kommen und ihr Geld verstärkt direkt in Immobilien in Hamburg anlegen", sagt Norbert Schumacher, Regionalleiter bei NCC Deutschland, eine Tochter des schwedischen Bau- und Immobilienkonzerns NCC.

Das Unternehmen errichtet gegenwärtig für einen Investor 75 Wohneinheiten in Hamburg-Eidelstedt und baut Reihenhäuser in Allermöhe und Öjendorf. Auch Versicherungen interessieren sich zunehmend für den Wohnungsbau, der stabile bis steigende Einnahmen verspricht. Die Unternehmen müssen das Geld ihrer Kunden langfristig anlegen. Sichere Staatsanleihen bringen dagegen nur noch geringe Renditen. "Hier hat bei den Versicherungen ein Umdenken eingesetzt, da sie bisher fast ausschließlich in Gewerbeimmobilien investiert haben", sagt Alexander Lampert, Geschäftsführer Engel & Völkers Commercial Hamburg.

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Doch trotz des Interesses der Investoren am Mietwohnungsbau rechnen die Experten damit, dass die volle Planzahl von 6000 neuen Wohnungen erstmals 2014 erreicht wird. "Alles andere ist zu ambitioniert", sagt Lampert. Im vergangenen Jahr wurden 4129 Einheiten errichtet. Zudem steht nicht jede neue Wohnung Mietern zur Verfügung. "Ein Drittel der Neubauten entfällt auf Einfamilien- und Reihenhäuser, die in der Regel nicht vermietet werden", sagt Matthias Voss, Leiter des Immobilienbereichs der HCI Capital. Berücksichtigt man Hamburgs Wohnungsbestand, von dem mehr als 50 Prozent zwischen 1949 und 1978 errichtet wurde, ergebe sich ein weiterer Zusatzbedarf von 5000 bis 6000 Wohnungen jährlich.

Ein weiteres Problem sind die Mieten der neuen Wohnungen. Für viele sind sie unbezahlbar. "Die Baulandpreise sind jetzt so hoch, dass frei finanzierter Wohnungsbau zu einer angemessenen Kostenmiete fast unmöglich geworden ist", sagt Schumacher. "Denn 10,50 Euro pro Quadratmeter ist das Minimum." Schumacher regt an, Fördermittel der Wohnungsbaukreditanstalt (WK) auf bestimmte Stadtteile zu konzentrieren, in denen keine hohen Mieten bezahlt werden können.

HCI setzt bereits ein öffentlich gefördertes Wohnprojekt mit einem geschlossenen Fonds um, an dem sich Anleger beteiligen können. In Lurup entsteht ein Haus mit 44 Mietwohnungen. Die Miete liegt bei nur 5,70 Euro pro Quadratmeter. "Das ist möglich, weil wir neben günstigen Darlehen der WK auch Baukosten- und Mietzuschüsse nutzen", sagt Voss. Ohne diese Mittel müssten 14 Euro pro Quadratmeter verlangt werden. Die Vergabe der Wohnungen ist an bestimmte Einkommensgrenzen gebunden. So darf eine vierköpfige Familie nicht mehr als 54 500 Euro brutto pro Jahr verdienen. Weitere solcher Projekte sind von HCI in Bergedorf und Wandsbek geplant.

Für bezahlbaren Wohnraum ist eine Förderung unerlässlich, denn die Mieten werden weiter steigen. "Das zeichnet sich schon in den Preisen ab, die jetzt für Mietshäuser bezahlt werden", sagt Lampert.