Senat und Kammer stellen einen Masterplan zur Unterstützung vor. Gewerbehöfe, zinsgünstige Darlehen und Praxiskurse in Schulen vereinbart.

Hamburg. Über fehlende Aufträge kann sich Glasermeister Matthias Landt wirklich nicht beklagen. Aufgrund des aktuellen Baubooms in Hamburg stehen die Kunden derzeit Schlange bei dem Eilbeker Betrieb. "Nur die nötigen Facharbeiter und Nachwuchskräfte sind für uns kaum noch zu bekommen", sagt Landt. Eine Lehrstelle hat der Experte für Fenster und Spiegel nicht besetzen können, weil die Bewerber nicht über die notwendigen Qualifikationen verfügten. Und um all die Aufträge abzuarbeiten, muss er sich Gesellen aus anderen Betrieben ausleihen.

So wie in der Glaserei Landt sieht es derzeit in vielen Handwerksbetrieben in der Hansestadt aus. Um dem Fachkräftemangel abzuhelfen und die Branche mit ihren 130.000 Beschäftigten zu stärken, haben sich Senat und Handwerkskammer daher am Freitag auf einen Masterplan bis zum Jahr 2020 verständigt. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), Wirtschaftssenator Frank Horch, Kammerpräsident Josef Katzer und Hauptgeschäftsführer Frank Glücklich unterzeichneten im Kaisersaal des Rathauses eine entsprechende, zwölfseitige Vereinbarung.

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+++Hamburg beschließt Handwerks-Masterplan+++

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Das Programm sieht auch mehr Gewerbeflächen für Handwerker und eine Unterstützung bei der Existenzgründung vor. "Wir messen dem Handwerk eine zentrale Bedeutung im Rahmen unserer Mittelstandspolitik bei", sagte Scholz. Der Bürgermeister habe mit der Vereinbarung sein Wahlversprechen gegenüber dem Handwerk zeitnah und vollständig eingelöst, lobte Katzer.

Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel

Konkret stellt der Senat rund 400 000 Euro aus dem Europäischen Sozialfonds und dem Landeshaushalt bereit, um handwerkliche Praxiskurse an Stadtteilschulen und Gymnasien bis Ende 2012 zu finanzieren. In solchen Kursen lernen Schüler Gewerke wie Bäcker, Maler oder Tischler kennen und können ihre Fertigkeiten erproben. An dem Projekt Serviceagentur Anschluss Handwerk sind bereits heute 80 Schulen und 300 Handwerksbetriebe beteiligt. Ein weiteres Projekt soll vor allem leistungsschwächere Jugendliche unterstützen, um zu verhindern, dass sie ihre Berufsausbildung abbrechen. Geplant ist die Förderung von 100 Jugendlichen, die Kosten belaufen sich hier auf 250 000 Euro. Daneben sollen auch ungelernte Arbeitslose Chancen auf eine Berufsausbildung erhalten

Mehr Flächen und neue Gewerbehöfe für Handwerker

Eine weiteres großes Problem für Hamburgs Handwerker ist das Fehlen von bezahlbaren Gewerbeflächen. "Wir müssen bei aller Fokussierung auf den Wohnungsbau darauf achten, dass auch genügend Platz für die Betriebe in der Stadt zur Verfügung steht", sagte Kammerpräsident Katzer. Daher sieht der Masterplan nun vor, dass sich Wohnungen und Gewerbeflächen im "Gleichklang" entwickeln sollen. Innerhalb eines Jahres soll der Senat zudem ein Konzept für den Bau von Gewerbehöfen vorlegen. Diese könnten laut Katzer nach Münchner Vorbild gestaltet sein und gleich mehrere Stockwerke umfassen. Metallhandwerker, Tischler oder Goldschmiede könnten dann mitten in einem Stadtteil unter einem Dach arbeiten. Der Kammerpräsident räumte allerdings ein, dass er sich in diesem Punkt eine konkretere Vereinbarung gewünscht hätte. "Ein genauer Termin für den Bau eines Gewerbehofs wäre mir lieber gewesen", sagte Katzer. Dies habe sich in den Gesprächen aber nicht durchsetzen lassen.

Darlehen für Meister, die sich selbstständig machen

Existenzgründungen im Handwerk wollen Kammer und Senat mit einem sogenannten Meistergründungsdarlehen fördern. Wer sich erstmals in einem Gewerk selbstständig macht, kann bis zu 25 000 Euro der Investitionssumme beantragen. Der Zinssatz soll bei gut fünf Prozent liegen. Wer Arbeits- oder Ausbildungsplätze schafft, bekommt einen Teil der Schulden später erlassen. Der Maßnahme muss allerdings noch die Bürgerschaft zustimmen. Das Darlehen löst die alte Gründungsprämie Handwerk ab, die bis zu 10 000 Euro betrug und als reiner Zuschuss überhaupt nicht zurückgezahlt werden musste.

Weiterbildungszentrum Windenergie am Elbcampus

Laut dem Masterplan sollen Hamburgs Handwerker auch vom Ausbau der erneuerbaren Energien in der Stadt profitieren. Zusammen mit der Industrie erwägt die Handwerkskammer derzeit den Aufbau eines Weiterbildungszentrums Windenergie, das in unmittelbarer Nachbarschaft zur Fortbildungseinrichtung Elbcampus in Harburg angesiedelt werden könnte. Eine Entscheidung über das Projekt soll Anfang 2012 fallen.

Überprüfung der Ergebnisse einmal pro Jahr

Generell soll der Masterplan dazu dienen, dem Handwerk eine Perspektive für die kommenden Jahre aufzuzeigen. "Es geht nicht darum, einmal ein Papier zu schreiben", betonte Bürgermeister Scholz. Daher werde man jedes Jahr Anfang September einen Bericht über die bereits umgesetzten Maßnahmen vorlegen und den Plan für das kommende Jahr präsentieren.