Richter bestätigt Verdacht des Insolvenzverwalters, Stolberg hätte Bilanzen gefälscht. Dessen Privatvermögen bleibt weiter eingefroren.

Oldenburg/Hamburg. In der Chefetage der insolventen Bremer Reederei Beluga soll nachhaltig gefälscht worden sein. Beluga-Gründer Niels Stolberg habe dies in einer Vernehmung bei der Staatsanwaltschaft zugegeben, sagte Richter Gerd Meyer am Freitag im Landgericht Oldenburg. Er habe sich im Zusammenhang mit dem Oldenburger Verfahren aktenkundig gemacht. Stolberg habe durch seine Aussage bestätigt, "dass in der Tat in der Beluga-Spitze nachhaltig gefälscht wurde".

"Es sind über lange Zeit Bilanzen gefälscht worden, damit Beluga einen guten Eindruck bei Oaktree machte", sagte der Richter. "Das gibt Niels Stolberg auch zu." Zwei Monate lang hätten namhafte Prüfungsunternehmen die Zahlen beleuchtet und "haben von dem Betrug nichts gemerkt".

Die Bremer Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Stolberg und weitere Manager. Ende Juni sollen Ergebnisse vorliegen. Die Anzeige bei der Bremer Staatsanwaltschaft stammt von der US-Investmentgesellschaft Oaktree, die im vergangenen Jahr mit 49,5 Prozent bei Beluga eingestiegen war und Stolberg entmachtet hatte.

Oaktree sieht sich durch gefälschte Unternehmenszahlen getäuscht. Der in der Bilanz 2009 festgestellte Umsatz von 415 Millionen Euro sei "eins der großen Fragezeichen", hatte der vorläufige Insolvenzverwalter Edgar Grönda Anfang der Woche gesagt. "Wir wissen nur eins, dass er nicht stimmt."

In dem Prozess am Freitag ging es um das Privatvermögen von Reeder Stolberg, das derzeit gesperrt ist. Stolberg will erreichen, dass die Sperrung aufgehoben wird. Auch das Einfrieren der Gelder hatte der Beluga-Hauptgesellschafter Oaktree erwirkt.

Die Rechtsvertreterin von Oaktree, Britta Grauke, betonte in der Verhandlung, die Gelder des Reeders müssten gesperrt bleiben, bis das Insolvenzverfahren über Stolbergs Privatvermögen eröffnet worden sei. Der Anwalt von Stolberg, Dieter Merkens, betonte dagegen, niemand werfe dem Reeder persönliche Bereicherung vor. Die Sperrung seiner Privatkonten sei überflüssig, weil Stolberg keine Finanztransaktionen ohne Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters der Reederei machen dürfe. Eine Entscheidung über die Aufhebung der Sperrung will das Gericht am 24. Juni verkünden.

Erst am Montag war bekannt geworden, dass die vormals weltgrößte Schwergutreederei endgültig vor dem Aus steht und abgewickelt werden soll. Grönda sieht keine Möglichkeit, Beluga wieder in Fahrt zu bringen. Die sieben zu Beluga gehörenden Schiffe sollen an die von Oaktree gegründete neue Bremer Schwergutreederei Hansa Heavy Lift (HHL) verkauft werden.

In dem Unternehmen arbeiten auch 50 ehemalige Beluga-Beschäftigte. Demnächst werden 224 von vormals 671 Mitarbeitern ihre Kündigungen erhalten. 209 Beschäftigte hätten selbst gekündigt. Weitere 65 Mitarbeiter sollen laut Grönda die Beluga-Reederei abwickeln und außerdem daran mitwirken, die "vermutliche Kriminalinsolvenz" aufzuklären.